Pedro
Rodriguez
18.1.1940 - 11.7.1971
Pedro Rodriguez ist tot. Die Sechzigtausend, die seinen Unfall auf dem
Nürnberger Norisring mitangesehen hatten, erfuhren es, als sie die
Siegerehrung des Interserie-Rennens erwarteten. Die Menschen erstarrten
in der Bewegung; statt der Siegeshymnen gab es eine Trauerfeier. Man blieb
stehen, schweigend, fast so lange, wie Pedro kurz vorher benötigte,
um den Kurs zu umrunden. Schweigend trat jeder seinen Heimweg an. Man
konnte es sich nicht vorstellen, daß Rodriguez nicht mehr dabeisein
sollte, klein, beinahe unscheinbar, oft versunken, immer aber ruhig und
zurückhaltend - vor dem Rennen, privat, nach den Temposchlachten.
Dabei hätte er ganz anders auftreten können, denn er war der
schnellste Sportwagenfahrer der Welt, wenn nicht der schnellste Pilot
überhaupt.
|
|
In Mexiko-City
geboren, besaß er mit 12 Jahren bereits ein Motorrad und als Fünfzehnjähriger
einen Jaguar XK120. Erste Rennen auf einem privaten Ferrari fuhr er 1957
und schon sechs Jahre später startete er mit einem Werks-Lotus zu
seinem ersten Grand Prix. Es folgte eine lange Kette von Erfolgen auf
Sportwagen und Prototypen, die 1968 von einem Le Mans-Sieg gekrönt
wurde, zusammen mit Lucien Bianchi. Seine Hochform erreichte er jedoch
in den Jahren 1970 und 1971 auf dem Porsche 917 des John-Wyer-Teams. Ob
Hochgeschwindigkeitskurse wie Spa oder Fahrerstrecken wie der Nürburgring,
ob Sonnenschein oder Regenwetter: Wer siegen wollte, der mußte an
Rodriguez vorbei. Das gelang nur ganz wenigen, meist stand am Schluß
der Mexikaner auf der höchsten Stufe des Siegerpodests.
|
|
Er wäre
in der Lage gewesen, ein 1000-km-Rennen allein zu bestreiten und es allein
zu gewinnen. Wer ihn sah, wie er in Daytona nach 90 Minuten Boxenstopp wieder
in den Wagen stieg, entschlossen zu siegen und wie er gewann, wer erlebte,
wie er auf dem Eifelkurs mit einem ständig schlechter liegenden Wagen
seinen zweiten Platz verteidigt, wer dabei war, wie er in Zeltweg drei Runden
Rückstand aufholte, dabei 930 Kilometer des Rennen am Steuer saß
und gewann, der mußte anerkennen, daß in diesem Mann Kampfgeist
und Fahrkunst in Idealform vereinigt waren.
Im Rennen brachten ihn kühle Berechnung und Kaltblütigkeit
an die Spitze, an den Boxen ließen ihn seine Verträumtheit und
Nachdenklichkeit oft hinter den vielen anderen verschwinden.
Wir werden ihn vermissen - im Rennen und an den Boxen.
Wir haben einen großen Rennfahrer verloren - Pedro Rodriguez ist tot. |