Internationales
Noris-Ring-Rennen:
Der Tag der Getriebeschäden
Von Rainer
Braun
Wie alljährlich,
präsentierte der Nürnberger Motorsportclub mit Rennleiter
Gernot Leistner an der Spitze erneut ein sehr gut besetztes Rundstrecken-Rennen,
in dessen Verlauf neben den Grand-Tourisme- und Formel-3-Rennwagen erstmals
auch Sportwagen und Prototypen an den Start gingen. Erwartungsgemäß
fuhr ein Sportwagen auf der 3,9 km langen Noris-Ring-Strecke neuen Rundenrekord
und Tages-Bestzeit. Der Schweizer Sportwagenmeister Karl Foitek erzielte
mit seinem 2-Liter-Lotus-Climax in seiner schnellsten Runde einen Durchschnitt
von 151,9 km/h und gewann darüberhinaus nach dem Ausfall seiner
Hauptkonkurrenten Sepp Greger (München/Elva-Porsche) und Tony Lanfranchi
(Elva-BMW) niemals gefährdet seine Konkurrenz. Sepp Greger, der
mit seinem privaten Vierzylinder-Porsche im Elva-Fahrgestell zunächst
vorne lag, mußte nach der dritten Runde mit Getriebeschaden aufgeben.
Aus dem gleichen Grunde und zusätzlich wegen eines Vergaserschadens
ging dann auch eine Runde später der englische Spitzenfahrer Tony
Lanfranchi mit dem Werks-Elva-BMW an die Boxen. Lanfranchi galt in dem
Sportwagen-Rennen als hoher Favorit, konnte jedoch die in ihn gesetzten
Erwartungen nicht erfüllen, weil ihm bereits während des sonntäglichen
Sondertrainings der zweite Gang ausgefallen war und er im Rennen selbst
aus den beiden engen Spitzkehren nur im „Dritten“ herausbeschleunigen
konnte. Zweiter hinter Karl Foitek wurde Herbert Linge (Weissach), der
seinen Porsche 904 GTS kurzerhand durch Spurverbreiterung zum Prototypen
gemacht hatte. Der Düsseldorfer Peter Nöcker, wie im Vorjahre
wieder schnellster GT-Wagenfahrer, verbesserte mit dem Leichtmetall-Jaguar
E aus Peter Lindners Rennstall seinen eigenen Strecken-Rekord von 145,6
km/h auf 147,5 km/h und gewann gleichzeitig neben der großen GT-Klasse
auch das GT-Gesamtklassement. In der 2-Liter-GT-Klasse durchfuhr Herbert
Linge mit dem Porsche Carrera 904 GTS erwartungsgemäß als
Erster das Ziel. Um den zweiten Platz „schlugen“ sich Udo Schütz
(Selters/Porsche 904 GTS) und Günther Selbach (Düsseldorf/Porsche
904 GTS) — letzterer konnte sich dann mit 11 Sekunden Rückstand
hinter Linge plazieren, nachdem sich Udo Schütz in einer Spitzkehre
gedreht hatte und hinter Selbach noch auf Platz drei einkam. Bedauerlicherweise
hatte Abarth seine beiden Werksnennungen für den 2-Liter-Wagen
wieder zurückgezogen, nachdem bekannt wurde, daß Porsche
einen 904 GTS mit Herbert Linge entsendet, um einen echten Leistungs-Vergleich
herbeizuführen. Bisher hatten die 2-Liter-Abarth-Werkswagen ja
nur über die Porsche-904-GTS-Privatfahrer gewonnen (was jedoch
die ausgezeichneten fahrerischen Leistungen von Hans Herrmann und Franco
Patria keinesfalls schmälern soll), und man sah dem Kräftemessen
zwischen Porsche und Abarth am Noris-Ring mit Spannung entgegen. Schade,
daß Carlo Abarth einen Rückzieher gemacht hat...!
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Bei den GT-Wagen bis 1600 ccm holte sich Sepp Greger
(Porsche-Carrera) mit rund einer halben Minute vor Manfred Abels (Krefeld/Porsche-Carrera)
den Sieg, während der Münchener Herbert Wrobel wie schon eine
Woche zuvor auf der Avus den sagenhaft schnellen Alfa-Tubolare mit Getriebeschaden
bei den Boxen abstellen musste. Das gleiche Schicksal ereilte auch Hans
Werle jun. (Porsche-Carrera), der in der Wertung zur Deutschen GT-Rundstreckenmeisterschaft
bisher recht günstig gelegen hatte und jetzt hoffnungslos zurückgefallen
ist.
Auch der Saarbrückener Hans-Dieter Dechent, bis zum Noris-Ring mit
30 Punkten in der GT-Rundstreckenmeisterschaft vor Manfred Abels (Krefeld)
führend, mußte seine Spitzenposition sowohl in der Punktewertung
als auch im Rennen der 1300er-Klasse abgeben, weil ihn ebenfalls ein Getriebeschaden
zur Aufgabe zwang. Es gewann hier Kurt Geiß (Pforzheim) mit dem
zweiten im Rennen befindlichen Simca-Abarth.
Zu guterletzt flogen auch in der 1000er-Klasse einige Getriebe auseinander,
wovon der Trainingsschnellste, Andreas Schmalbach (München/Abarth
1000 Bialbero) in erster Linie betroffen wurde und den Sieg seinem Markenkollegen
Gustav Schlup (Schweiz) überlassen musste.
Im Formel-3-Rennen kam der schwedische „Formel-Junior-König“ Pico
Troberg (Brabham-Ford) zu einem klaren Erfolg vor Avus-Sieger Hans-Dieter
Dechent (Brabham) und dem sehr schön fahrenden Herrmann Dorner (Ludwigshafen/Brabham).
„Franz Müller“ (Regensburg), der mit seinem Lotus-Ford anfangs mit
vorne gelegen hatte, drehte sich in einer der Spitzkehren und fiel bis
auf den letzten Platz zurück. In einer bravourösen Aufholjagd,
die von den 40000 Zuschauern nicht unbeobachtet geblieben war und mit
einem Sonderbeifall belohnt wurde, holte sich der Regensburger seinen
verlorengegangenen vierten Platz zurück, um dann wenige Runden vor
Schluß - wie schon viele andere Fahrer an diesem Tag - mit Getriebeschaden
auszufallen.
Zusammenfassend kann gesagt werden, daß das ADAC-Noris-Rennen allen
Beteiligten ausgezeichneten Sport geboten hat und durch vorzügliche
Organisation, sowie unfallfreien Rennverlauf weiter in der Beliebtheit
der Fahrer gestiegen ist.
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Die
Ergebnisse:
Grand-Tourisme-Wagen
bis 1000 ccm: Gustav Schlup (Schweiz/Abarth), 125,7 km/h;
bis 1300 ccm: Kurt Geiß (Pforzheim/Simca-Abarth),
130,4 km/h;
bis 1600 ccm: Sepp Greger (München/Porsche-Carrera),
135,6 km/h;
bis 2500 ccm: Herbert Linge (Weissach/Porsche 904 GTS),
143,1 km/h
über 2500 ccm: Peter Nöcker (Düsseldorf/Jaguar
E), 144,8 km/h;
Formel-3-Rennwagen:
Pico Troberg (Schweden/Brabham-Ford), 136,1 km/h;
Sportwagen und Prototypen: Karl Foitek (Schweiz/Lotus-Climax)
147,1 km/h
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