Der
Juniorenpokal geht weiter
Noris-Ring-Rennen
Bevor wir von diesem Rennen berichten, müssen wir unseren Freunden
und Lesern die traurige Mitteilung machen, daß der im ersten Rennen
der Ausweisfahrer (Klasse bis 250 ccm) gestürzte Herrenberger Rolf
Spohn inzwischen seinen schweren Kopfverletzungen in der Erlanger Universitätsklinik
erlegen ist. Es ist keine leichte Aufgabe, diese Mitteilung zu machen,
denn wir verlieren mit Rolf Spohn einen echten Freund, einen großen
Motorradenthusiasten und Sportsmann. Er gehörte zu den Männern,
denen das Leben nur dann lebenswert erscheint, wenn es auch im Spiel
und im sportlichen Wettkampf alles von einem Menschen fordert, was einzusetzen
möglich ist. Wir werden ihm alle gerade darum ein ehrendes Gedenken
bewahren.
Vier Motorradklassen waren in Nürnberg ausgeschrieben: Ausweisfahrer
mit Maschinen bis 250 ccm, bis 500 ccm, bis 500 ccm mit Seitenwagen
und Lizenzfahrer bis 500 ccm. Die Rennen der Ausweisfahrer wurden für
den Juniorenpokal der OMK 1963 gewertet.
Am Start der 250 ccm-Klasse
waren nach den am Vortage ausgefahrenen Trainingsergebnissen 26 Fahrer.
Zuerst sah es so aus, als wenn Karl-Heinz Meub auf seiner wirklich schnellen
Adler die Sache machen würde, als er nach der ersten Runde als
erster bei Start und Ziel vorbeikam. Ihm folgten Willi Witzgall auf
NSU, Dieter Schmicking auf einer Honda Supersport CB 72 (!) und der
in der Punktliste des Juniorenpokals führende Wilhelm Atterer aus
Stadtbergen auf NSU. Nach der zweiten Runde jedoch rückte Atterer
dem Adlerfahrer und führenden Meub schon auf den Pelz und in der
dritten Runde konnte er Meub dann überholen.
Seinen Vorsprung baute Atterer immer mehr aus und war schließlich
nicht mehr zu fangen. Inzwischen aber war Hans Wiederhold aus Kassel
mit seiner Adler von hinten aufgekommen. Er hatte bis zur siebten Runde
alle seine Gegner, einschließlich Meub, vom sechsten Platz ausgehend
überholt und versuchte nun, zu Atterer noch aufzuschließen.
Aber das gelang ihm dann doch nicht mehr. Des weiteren wurde Meub nun
noch von dem Maichinger Fahrer Klauß auf einer Aermacchi angegriffen,
der aus dem Mittelfeld in großartiger Fahrt vorgestoßen
war. Dies Rennen hatte wahrhaftig alles drin. Nach 13 Runden sah das
Ergebnis so aus:
Sieger Wilhelm Atterer. NSU; 118,2 km/h;
2. Wiederhold, Adler;
3. Meub, Adler,
4. Klauß, Aermacchi.
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In
Nürnberg ist Horst Seidl der Mann in der 500 ccm-Ausweisfahrer-Klasse,
auf dessen Sieg die Lokalpatrioten hofften. Als aber das Feld gestartet
wurde — 25 Fahrer gingen auf die Reise der 13 Runden — blieb der Motor
seiner Norton nach ein paar Blubbers stehen. Ver . . . ! Als schließlich
das ganze Feld auf und davon war, tat die Norton Horst Seidl doch noch
den Gefallen, anzuspringen. Und damit begann eine jener Verfolgungsjagden,
die in der Geschichte des Motorsportes stets zu Höhepunkten werden,
egal, ob es sich dabei um Große Preise oder Nachwuchsfahrer-Veranstaltungen
handelt. Nach fünf Runden lag Seidl schon auf dem fünften Platz
im Rennen, nach sechs Runden hatte er die dritte Position erreicht. Aber
dann langte es nicht mehr, denn Rolf Fenker aus Zarpen (Norton), Siegfried
Springenberg aus Dorsten (Horex) hatten zu großen Vorsprung. Die
übrigen Spitzenfahrer dieser Klasse hatten viel Pech. Klaus Enders
kam nach der sechsten Runde mit seiner Norton nicht mehr bei Start und
Ziel vorbei, und Hartmut Allner, der mit seiner BMW-RS Spitzenreiter dieser
Klasse ist, mußte ausscheiden, nachdem Erwin Noller ihm mit der
Norton beim Anbremsen einer Kurve ins Hinterrad gefahren war. (Das kann
u. U. Allner an weiterer Teilnahme am Juniorenpokal hindern, wenn er nicht
die Mittel zur Instandsetzung seiner Maschine aufbringt!) Das Rennen ging
mit dem Sieger Rolf Fenker (Norton) 129,7 km/h vor Springenberg (Horex)
zu Ende.
Die Klasse Seitenwagenmaschinen bis 500 ccm für Ausweisfahrer ist
im Juniorenpokal eine reine Sache für Lothar Böttcher/Rolf Wießmann
aus Gelsenkirchen auf der alten Ritterschen BMW-RS. Sie waren auch in
Nürnberg nicht einzuholen und Weltmeister Max Deubel hängte
ihnen den Siegerkranz um. Hinter ihnen jedoch gab es die eigentliche Spannung
des Rennens, als die Siegener Schauzu/Schneider mit ihrer Stoßstangen-BMW
(!) wieder einmal einen tollen Angriff auf die Spitze fuhren. Diese Maschine
geht unwahrscheinlich. Als schließlich der Wetzlarer Klaus Enders
mit Beifahrer Reinhold Mannischeff auf ihrem niedrigen Horex-Gespann im
Kampf mit Schauzu/ Schneider um den zweiten Platz ausgerechnet in der
letzten Runde mit Motor-schaden ausscheiden mußten, da hatte man
nach der Demonstration in Hockenheim einen neuen Begriff von der Leistung
dieses Stoßstangenmotors und der Fahrer Schauzu/Schneider bekommen.
Sie wurden hinter Böttcher/Wießmann (118,8 km/h) zweite dieses
Rennens.
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Horst
Ebert aus Grein halte mil seiner AJS für das Rennen der Lizenzfahrer
mit Maschinen bis 500 ccm im Training den bisher von Walter Zeller im
Jahre 1957 gefahrenen Rundenrekord (142 km/h) mit 146,7 km/h gebrochen!
Als aber das Rennen gestartet wurde, da sprang — wie erst schon bei Horst
Seidl — die Maschine zu spät an. Wieder gab es eine wilde Verfolgung.
Vorn lag inzwischen mit unschlagbarem Vorsprung Herbert Ochsenreiter auf
BMW, als Ebert schließlich von hinten bis zur zweiten Position aufgerückt
war. Und nun entspann sich ein unwahrscheinliches Duell mit dem Ingolstädter
Alfred Stöcker (BMW) um den zweiten Platz! Stöcker konnte sich
behaupten und wurde Zweiter. Das Ergebnis:
1. Herbert Ochsenreiter (BMW); 133,4 km/h;
2. Alfred Stöcker (BMW)
3. Horst Ebert (AJS)
4. Albert Achinger (Norton).
E. L.
In
der Rubrik "...ganz unter uns" dieser Ausgabe war noch folgender
Artikel zu finden:
Baut den Norisring aus!
Nun hat das Norisringrennen doch ein Todesopfer gefordert, das erste seit
Bestehen dieser Rennstrecke; der Herrenberger Ausweisfahrer Rolf Spohn
ist drei Tage, nachdem er im Rennen der 250 ccm-Ausweisklasse gestürzt
war, seinen dabei erlittenen schweren Kopfverletzungen erlegen. Spohns
Unfall ist zwar einer jener Stürze mit tödlichem Ausgang, die
nicht der Strecke allein bzw. deren Führung zuzuschreiben sind. Dennoch
muß festgestellt werden, daß die Decke dieser Strecke, die
vielfach behelfsmäßige Ausbesserungen von Frostaufbrüchen
usw. aufweist, dringend einer gründlichen Erneuerung unterzogen werden
muß, wenn Nürnberg sich das Norisringrennen erhalten will.
Unebenheiten versetzen die Maschinen an mehreren Stellen in äußerst
schwer zu kontrollierende seitliche Schwingungen, die um so gefahrvoller
werden, je höher die heute nun einmal gefahrene Geschwindigkeit ist.
Die Stadt Nürnberg als Eigentümerin von Grund und Boden und
damit als verantwortliche Instanz für diesen Straßenzug, auf
dem das Norisringrennen stattfindet, sollte sich mit dem ADAC, dem veranstaltenden
Motorsport-Club Nürnberg und den bayerischen Landesbehörden
einmal an einen Tisch setzen und eine gründliche Reorganisation der
Strecke, die auch einen Ausbau auf internationalen Zuschnitt umfaßen
müßte, erörtern, denn sie hat einen Ruf als Hochburg des
Motorsports zu verteidigen. Es bedarf dazu allerdings nicht nur erheblicher
finanzieller Mittel, sondern auch unternehmerischen Mutes, den Nürnberg
aber auf kulturellem Gebiet mit dem Bau der Meistersingerhalle ja bereits
bewiesen hat.
hgs.
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