Gewohnter Trott

In Nürnberg blieb alles beim alten. Mika Arpiainen siegte ungefährdet, seine Gegner fielen aus; insbesondere drei, die nach dem Training noch Siegeshoffnungen hatten.


Nach der zweiten Runde kam Dieter Engel mit einem defekten Auto zur Box. Engel stieg aus und drohte mit Prügel. Der Bedrohte war sein Namensvetter: Jochen Engel. Die Jagd auf Arpiainen hatte die ersten Opfer gekostet: Engel D., Engel J. und der Schwede Kennerth Persson hatten um Platz vier gerangelt. Alle drei verloren. Engel D. gab an den Boxen auf, Persson auf der Strecke, und Engel J. fuhr ohne Vorderhaube und ohne Chancen im Hinterfeld das Rennen zu Ende. Die Kommentare der Akteure fielen unterschiedlich aus. Engel D.: ,,Der Engel ist mir glatt ins Auto gefahren. Wäre ich nicht gewesen, wäre der erst zwischen den Rettungsautos zum Stehen gekommen." Der beschuldigte Spätbremser: ,,Der Engel ist am Anfang der Kurve ins Schleudern gekommen. Ich wollte an ihm vorbei, weil ich dachte, der wartet, bis der Pulk vorbei ist. Da kommt der plötzlich zurück auf die Bahn und rammt mich." Der Dritte im Bunde, Persson: ,,Die beiden Engel sollten fliegen lernen."

 

Nach dem Ausfall der drei Konkurrenten hatte der führende Arpiainen nur noch einen richtigen Gegner: Peter Scharmann. Doch Scharmann konnte den Finnen nur wenige Runden halten. Dann trat er kürzer: ,,lch wollte endlich mal mein Auto heil ins Ziel bringen. Wenn überhaupt, hätte ich in den letzten fünf Runden angegriffen." Scharmanns Plan ging daneben. Er hatte wieder Pech. In der 21. Runde rollte sein Wagen auf der Gegengeraden aus: Motorschaden.

Danach dominierten zwei Männer: der Finne Arpiainen und sein Landsmann Wekara. Der junge Finne war die Sensation des Super-Vau-Meetings in Nürnberg: Er fuhr am Norisring sein siebtes Rennen in dieser Formel. Arpiainen war ungefährdet, nicht so Wekara. Durch Ausfälle begünstigt, aber auch durch kluge Fahrweise lagen die Bergmann-Schüler Eugen Pfisterer und Hans Royer im Anmarsch auf Platz zwei. Royer war der glücklichere von beiden: Er schaffte es, den Finnen zu überholen, aber eine Runde später war der Nordländer wieder vor dem Österreicher: ,,lch wußte nicht, ob Royer schon überrundet war oder nicht. Ich fuhr langsam, um meinen Wagen zu schonen, nur so schnell, um den zweiten Platz hinter Mika zu halten. Erst als ich merkte, daß der Kaimann wirklich um den zweiten Platz fuhr, gab ich wieder Gas und überholte ihn", erklärte nach dem Rennen Wekara. Die Kaimann-Truppe stellt noch keinen großen Sieger wie in den letzten Jahren. Bergmann hat, so meint er, ,,noch zu junge Fahrer". In der letzten Woche wollte es der ,,Master" wissen. Er setzte Keke Rosberg auf sein Auto, und der Ex-Star aus der Super Vau umrundete den kleinen Kurs in Hockenheim um eine Sekunde schneller als seine Vertragsfahrer. Aber Bergmann geizt mit Material, ist sparsam: Seine Motoren laufen acht Rennen und mehr, wogegen bei der Konkurrenz schon nach zwei Rennen das Triebwerk gewechselt wird.

 

Der Rest der deutschen Fahrer kämpfte mit
diversen Problemen: Manfred Trint schied schon im Training mit einem Motorschaden an seinem Master X-Lola aus, für das Rennen fehlte ein Ersatzmotor. Alexander Güttes bejammerte die mangelnde Leistung seines Triebwerks, und Josef Kaufmann mußte vor der Hitze kapitulieren: ,,lch habe am Ende des Rennens nichts mehr gesehen. Mir war so übel, daß ich aufgeben wollte."

Auch nach dem Rennen in Nürnberg bleibt die Frage offen: Wer schlägt Arpiainen?

Burkhard Nuppeney




200 Meilen von Nürnberg (5. Lauf zur ONS-Meisterschaft Formel Super VW und 5. Lauf zur Castrol GTX-Trophy), Norisring, 27. Juni 76.

1. M. Arpiainen (Veemax MK VII) 35 Rd. in 33.39,4 = 143,50 km/h; 2. M. Wekara (Veemax MK VII) 33.55,2; 3. H. Royer (Bosch-Kaimann) 33.57,3; 4. E. Pfisterer (Bosch-Kaimann) 34.02,8; 5. W. Raus (Kaimann) 34.08,9; 6. H. Lenz (Lola T324) 34.33,0; 7. P. Studer (Horag) 1 Rd. zur.; 8. J. Kaufmann (ATS-Lola T324) 1 Rd. zur.; 9. J. Gartner (Kaimann) 1 Rd. zur.; 10. A. Güttes (ATS-Lola T326) 1 Rd. zur.
Schnellste Runde: M. Arpiainen (Veemax MK VII) 56,2 = 146,27 km/h.

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