Die
Sauna-Liebhaber in der Scirocco-Truppe hatten am Norisring ihre helle
Freude. Bei Temperaturen von über 30 Grad im Schatten heizten sich
die schwarzen Mobile heftig auf, eine wahre Freude. Schwabe Manfred Winkelhock
schien für derlei Genüsse nicht viel übrig zu haben, nur
so war es zu erklären, daß er dem Ziel mit aller Vehemenz zustrebte
und ganz nebenbei auch noch seinen zweiten Cup-Sieg einheimste.
Luis Bachmaier
versuchte sich schon im ersten Trainingslauf Kühlung zuzufächeln
und legte mit
1.12,9 Minuten auf der 2,3 Kilometer langen Strecke Bestzeiten vor. Befragt
über das neue Scirocco-Fahrgefühl mit den jetzt verwendeten
Serien-Stabis an Vorder- und Hinterachse vom Scirocco GTI meinte der Luis:
,,Bessa kunnts fost nimma sei!“. Dieter Müller, Willi Bergmeister
und Manfred Winkelhock hatten sich auf exakt 1.13,1 Minuten geeinigt.
Ganze 17 Fahrer tummelten sich in der ersten Trainingssitzung innerhalb
einer Sekunde. Hubert Kotthoff (verstellte Radgeometrie) gehörte
noch dazu, Friedhelm Kissel (krummer Vorderwagen) und Gerd Butenhoff (Hitzeprobleme)
landeten weiter hinten.
Nachdem die Strecke inzwischen
kräftig mit Öl und Reifenabrieb getüncht worden war, schienen
beim zweiten Trainingslauf am Samstagnachmittag Überraschungen ausgeschlossen.
Pustekuchen! Hubert Kotthoff zeigte sich in voller Größe und
fuhr 1.12,8 Minuten, zeitgleich mit ihm noch Volker Hartke und Manfred
Winkelhock. Diesmal rückte die Truppe noch enger zusammen: 22 Fahrer
in einer Sekunde - praktizierte Chancengleichheit. Insgesamt aber konnten
sich nur 28 Teilnehmer qualifizieren, ein hartes Los für die Übriggebliebenen.
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Das
auf 22 Runden angesetzte Rennen Iieß bei dieser Leistungsdichte
einiges erwarten Manfred Winkelhock kramte in seiner Trickkiste und verfiel
wieder auf dieselbe Taktik wie beim Cup-Einstand in Hockenheim: Absetzen
und hinter mir die Sintflut. Es klappte.
Schon beim Indy-Start rodelte
er in vorderste Front, um dann nach der Spitzkehre hinter Start und Ziel
endgültig die Führungsposition zu übernehmen. Im Verfolgerfeld
brachte das Positionsgerangel genug Unruhe, um Winkelhock Luft zu verschaffen.
Nur Kotthoff klebte dem Waiblinger im Nacken, trotz der Hitze um Windschatten
bemüht.
Bereits in der vierten Runde
hatte sich Winkelhock auch von Kotthoff abgesetzt, der seinerseits von
Willi Bergmeister attackiert wurde. Kotthoff litt unter eklatanten Kupplungsproblemen.
Unterdessen veranstalteten die Zuschauer bei jedem Durchgang Trimm-dich-Übungen
an der Spitzkehre und bei der Schikane: sie erhoben sich von den Plätzen.
Tatsächlich bekam das
Publikum ein Höchstmaß an Positionskämpfen und Spannung
geboten, das selbst verwöhnten Renn-Gourmets gerecht wurde.
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Hauptakteur
der Publikumsbefriedigung war eindeutig Wolfgang Schütz. Vom zwölften
Platz aus gestartet, schob er sich Runde um Runde weiter vor und landete
schließlich verdient auf der fünften Position. Sehr belebt
zeigte sich inzwischen die Boxengasse: Kissel hatte seinem ohnehin wellblechartigen
Vorderwagen eine neue Formgebung verpaßt. Hueck, Müller und
Rasch trieben Kupplungsprobleme in die Hände der Boxen-Hiwis. Auch
Wolfgang Sander blieb in der 17. Runde mit defekter Kupplung auf der Strecke,
nachdem er bis dahin den dritten Platz gehalten hatte, Georg Lensing-Hebbens
Scheibe hielt zwei Runden länger.
Winkelhocks überlegener
Sieg und der beeindruckende Vorsprung von sieben Sekunden vor Willi Bergmeister
gab einigen Leuten Anlaß, laut über das Winkelhock-Mobil nachzudenken.
Formel V-Europa sicherte sich den Sieger-Scirocco sofort nach dem Parc
fermé, und Reinhard Rodes Mannen suchten gründlichst nach
Unerlaubtem. ,,Sauber", war Rodes Kommentar.
Fazit: Nur ein Schwabe hat die Gabe! Bachmaier indes führt die Cup-Wertung
weiterhin vor Bergmeister, Schütz, Bermel und Winkelhock an.
Takakala
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