Polarleuchten

Keine Gefahr drohte Super-Vau-Pilot Keijo Rosberg auf dem Nürnberger Norisring, nachdem sein einziger ernsthafter Rivale, der Schwede Kennerth Persson, bereits in der ersten Runde die Kunststoff-Schnauze seines Bosch-Kaimann stark demoliert hatte.

Als sich die Formel-Super-Vau-Gilde am Samstagmorgen zur ersten Trainings-Session einfand, hatte der Himmel über Nürnberg alle verfügbaren Schleusen geöffnet. Dementsprechend tanzten die leichten Monoposti mehr um den Kurs als sie fuhren; Dreher selbst auf den Geraden waren an der Tagesordnung. „Poldi" von Bayern stöhnte nach den ersten Runden: „Unmöglich, hier mit dem Wagen eine gerade Linie zu fahren. Und wenn du dann noch hinter einem anderen herfährst, ist es ganz Schluß, du hast keine Sicht mehr."

Keine Sicht hatte nach Ansicht vieler Fahrer und Teamchefs allerdings auch die Zeitnahme in Nürnberg, als die Ergebnisse des ersten Trainings bekanntgegeben wurden: Da befand sich plötzlich Tibor Meray auf seinem Kaimann in der Liste an erster Stelle, während Rosberg, Persson auf den Plätzen drei und vier, Mikko Kozarowitzky gar an elfter Position angesiedelt wurden.

Im zweiten Training, das um die Mittagszeit abgewickelt wurde, war der Ärger noch größer: Während die Fahrer mit ungeraden Startnummern - das Feld der 37 Starter war in zwei Hälften unterteilt - noch eine total feuchte Strecke vorfanden, war die Piste bei den „geraden" Startern bereits abgetrocknet. Zwar konnten sie aus Zeitmangel keine Slicks mehr aufziehen, aber das Gesamtergebnis des Trainings sprach für sich: Unter den zehn Zeitschnellsten befand sich nur ein Fahrer mit ungerader Startnummer: Kennerth Persson.

Gleich drei Fahrer hatten die Top-Zeit von 1.00,6 erreicht: Dieter Engel auf seinem von Holiday-lnn gesponsorten Kaimann - er erhielt die Pole-Position, da er die Zeit als erster gefahren war, Manfred Trint auf ATS-Lola T324 und Vorjahressieger Louis Christen (Schweiz) mit dem LCR. Kozarowitzky (ATS-Lola T324) und Persson (Bosch-Kaimann) folgten mit drei bzw. fünf Zehntelsekunden Abstand. ,,Keke" Rosberg (Kern-Kaimann) mußte mit der sechsten Startreihe vorliebnehmen, während der Drittplazierte der Castrol-GTX-Trophy, der Österreicher Peter Scharmann auf dem TOJ, noch eine Reihe weiter hinten Aufstellung nahm.

Viel Pech hatte der hartnäckigste Verfolger von Rosberg in der ONS-Meisterschaft, der Herrenberger Helmut Bross: Sein Schrick-Motor erlitt im Training einen Pleuellagerschaden, was für das Bross-Team Nachtarbeit bedeutete. Nachdem zwei Fahrer auf den Start verzichtet hatten, stand der von Lang-Verpackungen gesponserte ATS-Lola schließlich am Ende des 22 Wagen starken Feldes, dennoch rechnete sich Bross Chancen auf einen mit Punkten belohnten Platz aus.

Am Rennsonntag schien die Sonne wieder, und die Regen-Probleme waren vergessen. Nach der in Nürnberg obligaten Indy-Einführungsrunde katapultierte sich sofort Manfred Trint mit seinem ATS-Lola an die Spitze des Feldes. Hinter ihm herrschte bei der Einfahrt in die Spitzkehre ziemliches Gedränge um die Plätze. Kennerth Persson: „Plötzlich schob mich von hinten ein anderer Wagen. Ich konnte dem vor mir liegenden Fahrzeug nicht mehr ausweichen und touchierte es." Die Schnauze des schnellen Bosch-Kaimann aus dem Bergmann-Team war arg lädiert, was aber Persson nicht daran hinderte, die Pace des Nürnberger Rennens voll mitzuhalten.

 

Anders Eugen Pfisterer und Alexander Güttes: Die beiden Kaimänner gerieten ziemlich aneinander; ein verbogener Achsträger (Pfisterer) und ein beschädigtes Fahrwerk (Güttes) bedeuteten für beide Cracks das Ende des Rennens.

In der vierten Runde bezwang Rosberg, der sich aus der sechsten Startreihe stetig nach vorne gearbeitet hatte, den führenden Trint. Einmal in Front, baute Rosberg mit schnellen Runden seinen Vorsprung weiter aus. Er drehte in 57,4 Sekunden auch die schnellste Runde während des Rennens und egalisierte damit den Vorjahresrekord von Louis Christen.

Erstaunliche Rundenzeiten erzielte aber auch Kennerth Persson - „Ich fuhr fast nur auf den Hinterrädern; vorne fühlte es sich an, als hätte ich eine Servolenkung" -, der nur etwa um 3/10 langsamere Zeiten fuhr als Rosberg. Mikko Kozarowitzky, der Dritte im skandinavischen Bunde, hatte sich derweilen an die dritte Position geschoben, nachdem Trint in der 27. Runde auf den sechsten, wenig später an den siebenten Platz zurückfiel.

In der Reihenfolge Rosberg, Persson und Kozarowitzky ging die Spitze des auf mittlerweile 15 Wagen zusammengeschmolzenen Feldes über die Ziellinie.

RS

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