"Wenn
zwei sich streiten..."
Ford contra BMW beim traditionellen 200-Meilen-Rennen in Nürnberg,
das einzige Tourenwagen-Werksduell des Jahres hatte für einen Massenaufmarsch
auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände gesorgt. Doch die Siegesparade
wurde von Georg Loos abgenommen.
Ford-Generaldirektor
Robert A. Lutz schwang sich auf seine 900er BMW und brauste nach Köln
zurück. Ford und BMW - beide Markensymbole prangen auf seiner silberglänzenden
Combi - gehörten in Nürnberg zu den Verlierern, ebenso wie Hans
Heyer, der Papa und Freundin in seinem Carrera verstaute und im Geleit
von Erich Zakowskis Ferrari Dino die Rückreise nach Norden antrat.
Zu diesem Zeitpunkt befand sich Hans Stuck schon wieder in Wiesbaden bei
seiner Bärbel („Montag, 30. Juni, 13.20, Abflug zum IMSA-Rennen in
Daytona", stand auf seinem Terminkalender), und Jochen Mass, der
Gewinner des Rennsportmeisterschaftslaufes, überlegte, wie er Nürnberg
ungeschoren von den Horden der Autogrammjäger verlassen konnte.
Derweil zeigte Ford-Techniker
Thomas Ammerschläger eine kleine Metallklammer, Wert etwa 30 Pfennig,
herum. Dieses Teil, das einen Stift zur Betätigung der Drosselklappe
festhält, war gebrochen, hatte dem Capri einen längeren Boxenstop
beschert und den Kölnern das Finale verdorben. Die Konkurrenz von
der Isar war hingegen an offenbar unüberwindlichen Bremsproblemen
gescheitert, und damit war auch Ronnie Petersons dritter BMW-Einsatz in
die Binsen gegangen.
Des einen Leid, des anderen
Freud: Dreifachsieg im GT-Europameisterschaftslauf und Doppelerfolg bei
der hochdotierten Norisring-Trophäe für das Gelo-Team. Georg
Loos bespritzte seine Fahrer mit Siegersekt, bekam als Antwort von Toine
Hezemans einen Pokal voll ins Gesicht geschüttet, und nachdem sich
jeder gründlich der Sektdusche unterzogen hatte, war erst einmal
ein richtiges Bad fällig.
Badefreuden für alle hielt freilich das Training am Samstag parat.
Harald Grohs: „Es ist das erste Mal, daß ich mit einem BMW-Coupe
im Regen fahre, und als ich sah, wie sich laufend um mich herum irgendjemand
drehte, schaltete ich schon bei 7500 Touren." Und Hans Stuck, der
das IMSA-Auto (Rennen in Daytona, Sebring und Road Atlanta) im ersten
Training allein pilotierte, bemerkte: „Mir hatte Jochen Neerpasch geraten,
verhalten zu fahren, was anderes blieb mir allerdings auch nicht übrig,
denn wenn ich Gas gab, egal in welchem Gang, stand ich entweder quer oder
die Reifen drehten durch." Reinhardt Stenzel, der sich Günter
Traub als Fitness-Stütze mitgebracht hatte, vollführte eine
dreifach Pirouette, ohne anzuecken. Traub registrierte darauf einen etwas
erhöhten Pulsschlag. Jürgen Lässig, ebenfalls auf einem
Max-Moritz-Carrera, kratzte sich den rechten vorderen Kotflügel an
der Leitplanke an, und Dieter Ankele auf dem Max-Moritz-Porsche 914/6
mußte betrübt feststellen, daß die Metallschienen stärker
als ein Auto sein können, besonders dann, wenn man sie genau an einem
Haltepfosten trifft.
Dank speziell geschnittener Regenreifen hatte der Hamburger Firestone-lmporteur
Richard Leder in einer Zeit von nur 1.06,0 eine Runde gedreht, an die
nur Jochen Mass mit 1.06,3 und Helmut Kelleners (1.06,8) annähernd
herankamen. Doch die Strecke trocknete ab und machte das Regenreifen-Poker
überflüssig.
Hezemans (0.56,9) und dann
zeitgleich mit 0.57,1 Fitzpatrick und Heyer, dann Schickentanz, der holländische
GT-Spezialist Sievertsen sowie Tim Schenken lautete die Reihefolge im
Abschlußtraining für die GT-Europameisterschaft. Carlo Facettis
Werks-Lancia Stratos nahm sich in der Carrera-Meute wie ein „Karpfen im
Hechtteich“ aus. Im nassen Element hatte er sich noch ganz wohl gefühlt
(Fünftschnellster), doch im Trockenem kam er nur auf Startplatz acht,
und der wäre beinahe noch in Frage gestellt gewesen. Nach dem offiziellen
Training war die Strecke noch einmal frei gegeben worden zum „gemischten
Vergleich" (GT-Europameisterschaftssteilnehmer und große Division
der Rennsportmeisterschaft), der einen Vorgeschmack auf das Finale am
Sonntag geben sollte. Der Lancia ging die Dutzendteichkurve zu weit innen
an, stelle sich quer, und Grohs, der dichtauf folgte, fuhr ihm in die
Tür. An den Boxen angekommen, hatte der wütende Carlo Facetti
nichts Eiligeres zu tun, als mit einigen Mechanikern zu den Faltz-Leuten
zu gehen, um diesen Prügel anzudrohen.
Ronnie Peterson und Hans Stuck
hatten den „Streifenwagen“ auf die Pole-Position (0.56,5) für den
Rennsportmeisterschaftslauf gebracht. Daraufhin war der lange Hans nach
München gefahren, um sich in der Sportschau zu zeigen, während
Ronnie noch ein paar Runden im freien Training drehte. 0.56,4 stoppte
man an der BMW-Box, und eine Minute später gar nichts mehr. Der Schwede
berichtete, was geschehen war: „Ich kam aus dem „S“ heraus, fuhr über
eine Betonkuppe und dabei schlug es mir für einen kleinen Moment
das Lenkrad aus der Hand. Ehe ich wieder den Wagen richtig im Griff hatte,
war schon die gegenüberliegende Mauer da." Der BMW-Bug war auf
der rechten Seite fast 50 Zentimeter nach innen gedrückt, und damit
wurde eine lange Nacht für die Motorsport GmbH fällig.
Andere Sorgen plagten Ford, denn zwischen dem BMW-Coupé und dem
Kölner Auto rangierten auf der Abschlusstrainingsliste der Rennsportmeisterschaft
die Porsche von Schickendanz, Kelleners, Stenzel und Dahmen. Der Capri
lag noch nicht optimal – zunächst tauschte man die progressiv wirkenden
Titanfedern gegen Stahlfedern mit weicherer Charakteristik aus. Nach einem
kurzen „Kriegsrat“ zwischen Michael Kranefuß, Thomas Ammerschläger
und Bilstein-Rennboß Hugo Emde wurde dann der Capri ziemlich weich
eingestellt, weicher, als ihn Toine Hezemans 1974 in Nürnberg gefahren
hatte. „Es ist geradezu mysteriös", sagte Ammerschläger,
"daß der Capri mit der härteren Einstellung á la
Lauda nur im Regen gut ging, eigentlich hätte es genau umgekehrt
seit müssen."
Arbeit gab es auch unter dem
Transporter-Vorzelt bei Schnitzer. Nachdem Urs Zondler Vorderachse samt
Querlenker sowie den „Nasenflügel" seines Coupes richten lassen
mußte („kleiner crash, und dabei fahre ich nicht einmal ungern im
Regen"), stellte Albrecht Krebs fest, daß das Triebwerk seines
Wagens Öl verlor. Maßnahme: Motorwechsel. Folge: Krebs mußte
sich für den Rest des Trainings mit Zondler am Steuer des „Verpflasterten"
abwechseln.
Heyer vor Obermoser und Ludwig
hieß es nach dem letzten Training der kleinen Division, freilich
hatte Klaus Ludwig nur fünf Runden zurückgelegt, dann riß
ein Pleuel ab, kein Wunder bei 9600 U/min (Limit 9200 U/ min). Peter Hennige
(„ich war noch mit der weichen Regenabstimmung gefahren") hatte von
Dieter Glemser den Tip bekommen: „Hier brauchst Du einen langen ersten
und zweiten Gang zum Herausbeschleunigen aus den Spitzkehren", kam
hinter dem überraschend schnellen Kurt Mayer (Schnitzer-BMW 2002)
auf die fünftschnellste Zeit. Erstmals hatte man bei Zakspeed Goodyear-Reifen
ausprobiert (Erich Zakowski: „Es war nur ein Test"), und diese brachten
Hans Heyer die Pole-Position. Ebenfalls nur zur Probe war Karl-Heinz Becker
auf 15-Zoll-Walzen umgestiegen („und dabei hätte ich mich beinahe
von der Matte getan"). Gerd Hermann, Besitzer des letztjährigen
Becker-BMW, grinste: „Es ärgert den Karl-Heinz ja mächtig, daß
das alte Auto besser geht." Der Grund hierfür war schnell gefunden.
Hermanns neuer Schnitzer-Motor lief einwandfrei, während bei Beckers
Aggregat bei 8200 Touren die Benzinpumpe nicht mehr mitkam.
|
|
Sonne
am Sonntag, den Zuschauern wurde als Ouvertüre der GT-Europameisterschaftslauf
geboten, 11 Carrera und ein Lancia. Hezemans, Fitzpatrick, Heyer, Schickentanz
und Haldi hieß es nach der ersten von 66 Runden. Eine Minute später
ließ Toine seinen Teamkollegen vorbei („das ist doch klar, denn
Fitz ist auf den Meisterschaftsgewinn angesetzt") und schirmte nach
hinten gegen Heyer ab. Lange war das freilich nicht nötig, denn Hans
vollführte in der siebenten Runde einen ,,Beinahe-Dreher" und
wunderte sich, daß der Vaillant-Kremer-Porsche nicht mehr ansprang.
Als er merkte, daß er aus Versehen den Hauptstromschalter umgelegt
hatte, war bereits eine ganze Runde verlorengegangen.
In der 15. Runde waren Schenken und Bertrams auf den viertplazierten Kremer-Porsche
des Holländers Cees Sievertsen aufgelaufen. Der Australier kam vorbei,
Bertrams nicht. Statt dessen mußte er mit Kampfspuren an Tür
und rechter Felge einen Boxenstop einschalten. Augenzeugen sprachen von
einem „Foul" des Holländers, dem ein „Revancheschlag" von
Bertrams beim Anbremsen der Spitzkehre am Dutzendteich folgte. Abgesehen
von Unschuldsbeteuerungen in Ich-Form muß freilich gesagt werden,
daß das Gelo-Führungsduo beim Überrunden um Sievertsen
einen großen Bogen machte. Bertrams hatte man „auf frischer Tat
ertappt", die schwarze Flagge war jedoch nur noch ein Abwinken eines
ohnehin angeschlagenen Autos. „Und warum holen Sie den Sievertsen nicht
raus?" entrüstete sich Bertrams gegenüber Rennleiter Gernot
Leistner.
Clemens Schickentanz fiel ebenfalls
aus, elf Runden vor Schluß des Rennens gab der Motor seines Carrera
den Geist auf. Damit hieß es gemäß den Startnummern an
den Gelo-Porsche ,,1-2-3"-ein Triumphzug für den Kölner
Rennstallbesitzer. Die Wasserkühlung für die Bremsen hatte den
Lancia im Stich gelassen. Trotz Nachfüllens an den Boxen mußte
Facetti in den letzten Runden relativ früh herunterschalten, und
dadurch rückte das Schlußlicht des Feldes (Ekbergs Porsche,
der während des gesamten Rennens mit Licht gefahren war) noch auf
den vorletzten Platz.
„Kommt er, kommt er nicht?",
diese Frage beschäftigte die Menge vor dem Start des Rennsportmeisterschaftslaufes
der Division I. Er kam, Hans Stuck stellte das IMSA-Coupe, das die Mechaniker
über Nacht wieder „geradegebügelt" hatten, in die erste
Startreihe. Ronnie Petersons Autogramm markierte die „Bügelfalte".
Während an dem BMW der Drehzahlmesser repariert wurde (er war auf
dem Weg zum Startplatz ausgefallen), machte Helmut Kelleners eine weitaus
unangenehmere Feststellung: die Kurbelwelle seines Jägermeister-Autos
klackerte derart verdächtig, daß er flugs in den Vaillant-Carrera
des Kremer-Teams umstieg. Frei blieb dagegen der Platz von Clemens Schickentanz,
dessen Wagen für den Endlauf ein neues Triebwerk erhielt. Bei Kremer
bediente man sich mittlerweile des Motors aus dem Sievertsen-Carrera,
um den Jägermeisterhirsch zur Schau tragen zu können - Sponsoren
mögen so etwas.
Das Publikum war aus dem Häuschen
– Mass kommt als erster aus der Eröffnungsrunde, Stuck geht in der
Spitzkehre vorbei, dann probiert es wieder Mass, geht längsseits,
doch Stuck wehrt diesen Angriff ab. In der dritten Runde schlüpft
Mass zuerst in die Spitzkehre, Stuck bleibt auf der Geraden dicht im Windschatten,
schert in der siebenten Runde nach links aus und setzt den BMW vor den
Capri. Sofort kontert Mass am anderen Ende der Strecke und liegt auf der
Zielgeraden wieder vor Stuck - Spannungsmomente, in denen der Kampf um
die Plätze vorerst uninteressant blieb.
Reinhardt Stenzel, der in der
dritten Runde viel Boden verloren hatte, arbeitete sich zusammen mit Reine
Wisell an Albrecht Krebs heran. Dieser konnte sich nicht wehren, denn
nachdem die Wasserpumpe zur Bremskühlung ausgefallen war, knallte
auch noch die Sicherung des zusätzlichen Luftgebläses durch
(„Wenn man so ein „dickes“ Auto mit „normalen“ Bremsen fahren muß,
hat man nicht viel Chancen").
Nach 15 Runden lautete die
Reihenfolge: Mass, Stuck, Grohs (der in den ersten drei Runden wacker
mitgehalten hatte, aber später etwas zurückfiel und dadurch
zum Angriffspunkt von Kelleners wurde), Kelleners, Wisell, Stenzel und
Krebs. Grohs konnte nicht mehr voll in die Bremsen steigen (die Wasserkühlung
war ausgefallen), und so mußte er nach Kelleners auch Stenzel und
Wisell vorbeilassen. Während Urs Zondler sein Coupe mit gebrochenem
Verteilerfinger abstellte und Richard Leder mit demolierter Carrera-Schnauze
an die Boxen kam („Lässig stand etwas quer vor mir, und ich konnte
nicht mehr ausweichen"), schloß Stuck wieder dicht zu Mass
auf. In der 36. Runde ging ein Raunen durch den zur Haupttribüne
umfunktionierten ,,1000jährigen Betonklotz": Stuck wieder vor
Mass - für eine halbe Minute nur, dann zog der Capri davon.
Wie ein waidwunder Hirsch verendete
das nicht mehr ganz taufrische Jägermeister-BMW-Coupe des Schweizers
Fredy Schnarwiler. Etwa zur gleichen Zeit deutete Helmut Kelleners auf
sein rechtes Hinterrad („ich war irgendwo über eine Kante gefahren
und hatte daraufhin eine Unwucht drin"). „Schau mal, beim Hans steht
ja ein Rad", bemerkte Dieter Glemser, als Hans Stuck mit gelupfter
„Vorderpfote" durch die Dutzendteichkurve preschte. Ein böses
Zeichen. Elf Runden noch, bedeutete die große Anzeigetafel vor der
Zeitnahme, doch „Aus" für Stuck lautete Martin Braungarts Diagnose,
als der BMW mit verklemmten Bremszangen hereinkam. Hinter Mass, Stenzel,
Kelleners und Grohs belegte Reine Wisell trotz einer Serie von Problemen
(„erst Schaltknopf ab, dann Sitz lose und schließlich Ärger
mit der Benzinpumpe") den fünften Platz.
Kaum hatten sich die Soliden der Division l ins Fahrerlager getrollt,
als die kleine Division aufmarschierte, links hintereinander eine Reihe
BMW, rechts daneben gestaffelt die Escort von Heyer, Ludwig und Hennige.
Hans Heyer bekam noch schnell eine kleine Massage von Traub, die Klaus
Ludwig (fit durch knapp zehn Kilometer Waldlauf täglich, Rekordzeit
eine Dreiviertelstunde) nicht nötig hatte. Damit ist der Bundeswehrsoldat
Ludwig (zur Zeit als Funker in der Grundausbildung) eigentlich reif für
eine Sportkompanie.
Heyer und Obermoser übernahmen
das Kommando und steuerten das „S" ziemlich weit innen an. Da erspähte
Ludwig seine Chance, indem er kurz noch einmal Gas gab, beide überholte
und von außen in diese kniffelige Rechtslinks-Kombination hineinstach.
Nach drei Runden packte. Heyer seinen Teamkollegen in der Spitzkehre,
und nach weiteren drei Runden kam auch Obermoser an Ludwig vorbei. In
der siebenten Runde versuchte der GS-Pilot vor dem ,,S" rechts an
Heyer längsseits zu gehen. Doch dieser zog sofort nach rechts herüber
und machte die Passage so eng, daß Obermoser nur drei Möglichkeiten
hatte, zwei davon waren indiskutabel, entweder in den Leitplanken oder
im Kofferraum des Zakspeed-Escort landen. Also voll in die Steigbügel!
Noch 55 Runden mußten
gefahren werden, aber das Rennen war schon gelaufen: Heyer hielt mit Motorschaden
an den Boxen, und Ludwig trug seinen Escort förmlich um den Kurs
(„die Schaltung ging so schwer, daß ich nie geglaubt hätte,
noch anzukommen"). Der Rest des Startfeldes bevölkerte in zunehmendem
Maße die Boxengasse oder fuhr wie Erich Schormann mit angeschlagenem
Auto (in diesem Falle einer abgerissenen Stoßdämpferaufhängung)
weiter. Karl-Heinz Becker verfolgte Obermosers Alleingang von der Strecke
aus („plötzlich war bei mir die Feuerlöschanlage losgegangen"),
und als Jörg Obermoser nach 66 Runden mit 20 Sekunden Vorsprung vor
Ludwig abgewinkt wurde, gratulierten Hans Heyer und Erich Zakowski als
erste. Von dem Geplänkel in den ersten Runden sprach man nicht mehr.
|
|
Jochen
Mass und John Fitzpatrick, dahinter Toine Hezemans und Reinhardt Stenzel
und in der dritten Startreihe Tim Schenken und Helmut Kelleners, so waren
die ersten Plätze zum Finale belegt. Hinten in der vorletzten Reihe
standen Ronnie Peterson und Clemens Schickentanz, die, wie auch Zondler,
vom Rennleiter gesetzt worden waren. Während sich nach der ersten
Runde hinter Jochen Mass die drei erfolgreichen Gelo-Carrera des GT-Europameisterschaftslaufes
formierten, begann Ronnie seine Aufholjagd. Nach drei Runden lag der Schwede
bereits an achter Stelle. Für Tim Schenken war das Rennen aufgrund
eines Schubsers von Harald Grohs bereits zu Ende. „Es war mein Fehler",
gestand der Essener Taxichauffeur, „ich hatte ziemlich spät gebremst,
wollte in der Spitzkehre noch vorbei, aber das langte nicht mehr".
Das ex-Finotto-Coupe schob den Gelo-Carrera vor sich her ins Aus. Grohs,
von der Rennleitung wegen dieser Missetat verwarnt, konnte mit stark verbeultem
BMW (das Auto sah genauso aus wie Ronnies Werkswagen nach der Anbandelei
mit der Mauer) weiterfahren, Wassertemperatur 100 Grad, Öl 130 Grad,
Bremskühlungsanlage angeschlagen: Grohs beschränkte sich aufs
Ankommen.
Aufregung an den Boxen: Hans Heyer („im dritten und vierten Gang verhakelt
sich die Kulissenschaltung") stellte den Vaillant-Porsche ab, kurz
darauf gab Schickentanz auf (Öl auf der Kupplung), und Jochen Mass
legte zwei Bastelpausen wegen der „störrischen" Drosselklappe
ein. Dann hielt auch Ronnie und monierte, daß das Bremspedal zuviel
Spiel habe und die Bremswirkung nachlasse. Nach zehn Runden, dazwischen
ein langer Boxenstop, warf ein Motorschaden Zondler aus dem Gefecht, zuvor
war Krebs mit blockierender Bremse (vorn links) vor der Spitzkehre gegen
die Leitplanken gegangen. Nur 23 Runden legte Peterson zurück, dann
versagte die aufwendige, zweifach gekühlte Bremsanlage in dem BMW-Coupe
endgültig. „Heute morgen habe ich gewonnen, jetzt ist Toine dran",
hatte John Fitzpatrick gesagt, und so sah es denn auch aus: P1 + 20 für
Heze und P2 +7 für Fitz zeigte man an der Gelo-Box. Inzwischen signalisierte
Reine Wisell den Tebernum-Leuten, daß sein Carrera nicht mehr richtig
lief. Drei Runden vor Schluß kam der Schwede rein und wollte schon
aussteigen, als Hartwig Bertrams hinzueilte, den Zündschlüssel
wieder nach rechts drehte, ,,go!". Mit kränkelndem Triebwerk
(man vermutete einen gebrochenen Kipphebel) absolvierte der Carrera seine
letzten Runden und wurde noch als Achter gewertet. Den dritten Platz hinter
den zwei Gelo-Porsche belegte Reinhardt Stenzel: ,,Anfangs wurde ich etwas
durcheinandergeschüttelt, doch das lag wohl an den neuen Bremsbelägen,
am Schluß fuhr ich verhalten." Von verhaltener Fahrweise war
freilich nicht die Rede, als Jochen Mass, der gemäß seiner
Boxenorder die schnellste Runde des Rennens gedreht hatte, auf den letzten
Metern ausrollte. Es reichte gerade noch zum Überqueren der Ziellinie,
weil die Benzinpumpe ihren Dienst quittierte. Jochen rieb sich die Hände,
„Blasen an den Händen, das ist mir noch nie passiert, hier gab es
richtig etwas zu tun." Auch Ronnie hatte Blasen, doch die hatte er
sich in der Woche zuvor bei der Gartenarbeit geholt.
Jochen
v. Osterroth
|