Formel-2-Teams in der Klemme
Weil es an Motoren und Material fehlt, werden die Formel-2-Felder immer dünner. In Nürnberg sagten 50 Prozent der Starter ab.

Die Formel-2-Helden des Jahrgangs 1973 sind müde. Nur 15 von 31 gemeldeten Fahrern fanden den Weg zum drittletzten Europameisterschaftsrennen auf dem Nürnberger Noris-Ring. Das waren immerhin zwei mehr als eine Woche zuvor in Salzburg, wo von 35 festverpflichteten Stars nur 13 zum Start erschienen.
Wie Salzburg-Rennleiter Willi Löwinger („Ich kann die Leute ja schließlich nicht mit dem Lasso einfangen") waren auch Noris-Ring-Pistenchef Gernot Leistner und seine auf eine Starparade eingestellten 50 000 Renn-Besucher Leidtragende der augenblicklichen Formel-2-Misere. Durch dichtgestaffelte Termine bedingt, waren die Teams in den letzten acht Wochen nahezu ununterbrochen auf Tournee, brauchten dabei die Motoren-Vorräte restlos auf und sahen sich immer häufiger genötigt, Startverpflichtungen kurzfristig abzusagen.


Hinzu kommt bei fast allen Formel-2-Teams eine deutliche Rennmüdigkeit, die sich ebenso wie die schon vorzeitig entschiedene Europameisterschaft in den Startfeldern niederschlägt. So erschienen auf dem Noris-Ring (der sein erstes Formel-2-Rennen überhaupt erlebte) von der gemeldeten ersten Fahrergarnitur lediglich Europameister Jarier, Hans Stuck, Tim Schenken, Henry Pescarolo und Jaques Coulon. Durch Abwesenheit hingegen glänzten das Team Surtees, die Brüder Brambilla, die Chevron-Mannschaft mit Gethin, Morgan und Watson, Reine Wisell, Patrick Depailler und Jean-Pierre Jabouille.
So konnte denn auch die Anwesenheit der March-BMW-Werkspiloten Jarier und Stuck die in Nürnberg servierte schmale Formel-2-Kost bestenfalls würzen, keineswegs aber zum Hauptgericht anreichern. Beide schieden im ersten Lauf mit technischen Defekten aus, holten sich aber im zweiten Heat die Plätze eins und vier.
Im Endklassement blieben beide freilich unberücksichtigt, weil sie - wie acht weitere Leidensgenossen - nicht die Mindestdistanz von 90 Prozent schafften. So verblieb nur ein trauriges Häuflein von fünf Autos in der offiziellen Schlußwertung.

 

 

 

Während Positionskämpfe in der Formel 2 Seltenheitswert hatten, sorgten die Akteure der Rennsportmeisterschaft für Stimmung auf den vollbesetzten Rängen des ehemaligen Reichsparteitagsgeländes. In beiden Wertungs-Divisionen lieferten sich die Titelaspiranten hautnahe Duelle um Plätze und Punkte.
„Im nächsten Jahr", so schimpfte Rennleiter Gernot Leistner, „passiert mir das nicht noch einmal. Da lassen wir uns erst gar nicht auf windige Sachen ein, wählen einen besseren Termin und machen knallharte Verträge mit den Teams."

 

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