Vorfinale in der Rundstrecken-Meisterschaft


Nachdem das internationale Norisring-Rennen im Juli dieses Jahres wiederum zu einem in finanzieller und sportlicher Hinsicht großen Erfolg wurde, entschloß sich der Motorsport-Club Nürnberg dazu, für den Monat September ein zweites Rennen in Angriff zu nehmen. Es wurden diesmal allerdings nur auf nationaler Ebene Tourenwagen aller Klassen, Sportwagen bis 1300 ccm und Formel-V-Rennwagen ausgeschrieben. Als Termin wählten die MCN-Verantwortlichen den 19. September, womit man jedoch etwas unglücklich lag, denn am gleichen Wochenende lief in Bayrisch-Zell das Sudelfeld-Bergrennen. Die Terminüberschneidung mit dem bayerischen Bergrennen dürfte wohl auch der Grund dafür gewesen sein, daß in einigen Tourenwagenklassen nicht gerade die glanzvollste Besetzung zustande kam. Bis auf zwei TW-Klassen vermißte man den sonst üblichen ereignisreichen Rennverlauf mit harten Positionskämpfen. Es gab durchweg klare Favoritensiege und wenig Dramatik. Die einzelnen Meisterschaftsanwärter - es wurde hier der vorletzte Lauf für das Tourenwagen-Rundstreckenchampionat ausgefahren - hatten auf Grund mangelnder Konkurrenz mehr als leichtes Spiel und kamen fast nach Programm zu ihren Meisterschaftspunkten.

Lediglich im Rennen der 700-ccm-Wagen verlief die Punktejagd etwas unprogrammäßig. Hier hatte der Regensburger Franz Eichhammer die weitaus beste Trainingszeit erreicht und galt wie schon oftmals zuvor erneut als klarer Favorit. Nur zu gut wußte aber Eichhammer selbst, daß er während des 30-Runden-Laufs die in ihn gesetzten Erwartungen kaum erfüllen konnte. Denn er mußte — nachdem sein Steyr-Puch in der letzten Trainingsrunde von hinten gerammt worden war — mit einem Ersatzmotor antreten, der bei weitern nicht die Leistung des speziell für dieses Rennen präparierten Triebwerks abgab.

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Von diesem Mißgeschick profitierte der Braunschweiger Manfred Berthold auf BMW 700, der schon in der zweiten Runde vor Eichhammer die Führung übernahm und sie bis zum Ziel nicht mehr abgab.

Obwohl Eichhammer sicherer Zweiter wurde, scheidet er aus dem kleinen Kreis der Titelanwärter endgültig aus, denn er kann nun höchstens beim letzten Wertungslauf auf der Nürburgring-Südschleife noch einen weiteren Sieg erreichen, kommt aber trotzdem nicht auf die für die Endwertung erforderliche Zahl von sechs ersten Plätzen. Der Berliner Herbert Schultze dagegen holte sich mit seinem 1,6-Liter-Alfa-Romeo-GTA in Nürnberg bereits den siebten Sieg und dürfte damit wohl aussichtsreichster Bewerber für den Rundstreckentitel sein. Außer Schultze kann einzig und allein noch Josef Schnitzer ein Minimum von sechs Siegen erreichen — auf dem Noris-Ring kam er mit seinem BMW 2000 Tl zum fünften Erfolg. Schnitzer mußte also auf jeden Fall den Endlauf auf der Südschleife am 25. September gewinnen, wollte er mit Schultze gleichziehen. In diesem Fall würde dann die größere Anzahl der in den einzelnen Wertungsrennen erreichten Gutpunkte zwischen Schultze und Schnitzer entscheiden.

Für die leider häufig fehlende Spannung an diesem Tag wurden die rund 20 000 Zuschauer während des Formel-V-Rennens dann doch noch ausreichend entschädigt. 20 Starter hatten sich für den 30-Runden-Lauf qualifiziert. Walter Wünstel auf Austro V übernahm sofort die Führung, wurde aber zuerst durch Jürgen Zink auf Fuchs und später durch den Münchner Wallner auf Austro V recht hart bedrängt. Wallner gelangte sogar kurzzeitig in Front, übernahm sich dann allerdings etwas und kam vom Kurs ab. Zwischenzeitlich hatte sich auch Zink gedreht, so daß Wünstel während der letzten zehn Runden keine Verfolger mehr zu befürchten brauchte.


 

Mit diesem Sieg hat sich Wünstel den ONS-Pokal für den erfolgreichsten deutschen Formel-V-Fahrer endgültig gesichert. Erstaunlich sind die Durchschnittsgeschwindigkeiten, die die schnellsten Formel V erzielten. So nehmen —. würde man ein Generalklassement erstellen — die von Wünstel und dem Chronisten gefahrenen MAHAG Austro V mit 102,1 und 101,8 km/h die Plätze vier und fünf des Gesamtklassements ein! Schneller waren lediglich Dechent auf Abarth OTC, Schultze auf Alfa GTA und Schnitzer auf BMW 2000 TI. Die absolut schnellste Formel-V-Runde fuhr: Wünstel mit 104,6 km/h.

Ohne Titelgewinn-Chancen bleibt unter diesen Gesichtspunkten auch Wolf-Dieter Mantzel auf Fiat Abarth 1000 TC trotz seiner bisherigen fünf Siege. Zwar könnte auch er auf der Südschleife zum sechsten Erfolg kommen, was ihm jedoch nicht allzu viel helfen wird, da unter diesen sechs Erfolgen dann ein sogenannter „unechter“ Sieg wäre. Beim Flugplatzrennen Mainz-Finthen wurde Mantzel nämlich von seinem holländischen Markenkollegen Hezemanns geschlagen. Also blieben auch hier nur fünf anrechenbare echte erste Plätze.

Wie sämtliche Tourenwagenläufe wurde auch das Sportwagenrennen bis 1300 ccm auf dem verkürzten 1,7 km langen Kurs über 30 Runden ausgetragen. Erwartungsgemäß fuhr Hans-Dieter Dechent auf seinem privaten Abarth OTC mit 109,2 km/h für die schnellste Runde absoluten Rekord. Gleichzeitig erreichte Dechent mit 106,2 km/h Gesamtschnitt Tagesbestzeit. Der Frankfurter Abarth-Fahrer Krause entging einer Überrundung durch Dechent nur mit großer Mühe. Die Sonderwertung bis 1000 ccm gewann Kurt Geiß, ebenfalls auf Abarth, nach oftmals hartem Positionskampf mit seinem Markenkollegen Peter Lotz (Nürnberg).


Rainer Braun

 

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