Neuer Sieg für Mitter
Niederlage für Schnitzer und Bitter

Trotz seines nicht gerade idealen Gesundheitszustandes befindet sich Gerhard Mitter in einer großartigen Form. Seit dem Roßfeld-Bergrennen am 12. Juni hielt seine Siegesserie sieben Wochen ununterbrochen an. Dabei mußte Mitter mit seinem Spezial-Gipsfuß starten — ein Handicap, das sich vor allem beim Kuppeln immer wieder bemerkbar machte. Doch das konnte den Böblinger Porsche-Werksfahrer nicht davon abhalten, mit einem Carrera-6-Prototyp zum Nürnberger Noris-Ring zu kommen, um hier seinen Vorjahressieg und den von ihm aufgestellten Streckenrekord zu verteidigen. Zwar gelang es ihm nicht, weiterhin im Besitz des absoluten Rundenrekords zu bleiben dafür gewann er aber erneut das Prototypen-Klassement und kam wie schon im vergangenen Jahr wieder zum klaren Tagessieg.

Der Motorsportclub Nürnberg ist bekannt dafür, jeweils ein internationales Elitefeld für das Noris-Rennen zu verpflichten. Natürlich werden die Bemühungen des Veranstalters vom Nürnberger Publikum stets entsprechend honoriert. In den letzten Jahren gab es nämlich kaum ein Rennen, das nicht mindestens 50000 Zuschauer an den 3,9 km langen Stadt-Rund-kurs lockte. Den Freunden des Wagensports präsentierte sich ein für deutsche Verhältnisse beachtliches Feld von Sportwagen, Sport-Prototypen und Grand-Tourisme-Wagen.
Für die Klassen über 1300 ccm galt es am Noris-Ring weitere Punkte für die Rundstreckenmeister-
schaft zu sammeln.

Porsche hatte sich zunächst mit zwei Werkswagen — einem Carrera 6 Prototyp und einem Achtzylinder — angesagt. Nachdem jedoch Hans Herrmann an das englische Willment-Racing-Team ausgeliehen wurde und kein geeigneter Mann für den zweiten Porsche gefunden werden konnte, brachten die Zuffenhausener lediglich den Carrera 6 mit Benzin-Einspritzung an den Start. Hans Herrmann steuerte unterdessen einen 2-Liter-Lotus-BRM des Willment-Teams, das mit insgesamt drei Autos gekommen war. Neben Herrmann startete für Willment der in Deutschland noch unbekannte Australier Brian Muir auf einem Lotus 30 und einem 4,7-Liter-Ford-Shelby-Cobra.

Weitere interessante Sportwagen- und Prototypenstarter waren vor allem die Carrera-6-Asse Udo Schütz, Ben Pon und Freiherr van Lennep, sowie die beiden Schweizer Dr. Zweifel auf Lotus-Dino-Ferrari und Heini Walther auf Ferrari 275 LM. Aus England kam außer den Willment-Wagen noch ein privater von Radio London gemeldeter 4,7-Liter-Elva-McLaren-Oldsmobile, den der britische Rundfunkreporter Keith St. John pilotierte.

Sportwagen und Sport-Prototypen aller Klassen wurden gemeinsam in einem Rennen über 30 Runden gestartet. Sofort setzte sich Gerhard Mitter an die Spitze des stattlichen Feldes, gefolgt von Udo Schütz, Ben Pon und Freiherr van Lennep. Brian Muir auf dem Lotus 30 lieferte sich mit van Lennep ein
erbittertes Duell um den vierten Gesamtrang. Dabei fuhr der Australier — nachdem Mitter seinen eigenen Vorjahrsrekord (Achtzylinder-Spider, 1:30,8 = 156,2 km/h auf 1:27,2 = 162,6 km/h unterboten hatte — mit 1:26,2 =
164,5 km/h neuen, absoluten Rundenrekord auf dem Noris-Ring. Mitter gelang es nicht mehr, diese fabelhafte Zeit zu unterbieten. Während Mitter und Schütz — letzterer mit respektvollem Abstand — klar die Führung behaupteten, kämpfte der junge van Lennep immer noch mit dem Lotus 30 von Muir, der jedoch wenig später mit überdrehtem Motor ausschied. Damit war der wie immer sehr mutig und riskant fahrende Holländer aber noch nicht am Ziel seiner Wünsche, vielmehr nahm er sich jetzt seinen Lehrmeister und Teamkollegen Ben Pon vor. Tatsächlich mußte Pon schon wenig später die Segel streichen und seinen Schüler davonziehen lassen.

Bis zur Zieldurchfahrt nahm van Lennep seinem „Chef“ ziemlich respektlos nicht weniger als eine halbe Minute ab! An der Spitze gab es bis zum Schluß keine Veränderungen mehr. Mit neuer Tagesbestzeit für 30 Runden kreuzte Mitter als überzeugender Sieger vor Schütz, van Lennep und Pon die Ziellinie. Hans Herrmann mit dem Lotus-BRM schied genauso wie Dr. Zweifel und Toni Fischhaber (Lotus-BRM) mit Triebwerks-Schaden aus. Während Mitter das Prototypen-Klassement und Schütz die Sportwagen-Gesamtwertung gewann, siegte Heini Walther mit seinem schon recht
betagten Ferrari LM in der Sportwagenklasse über 2000 ccm.

 

 

 

Beim Grand - Tourismo -
Rennen mußten die Porsche 911 diesmal eine deutliche Niederlage einstecken. Das Gesamtklassement gewann Brian Muir auf dem 4,7-Liter-Ford-AC-Cobra des WillmentTeams vor Freiherr von Wendt mit einem Shelby-Mustang gleichen Hubraums. Gegen diese beiden 350-SAE-PS starken Shelby-Autos hatte der schnellste Porsche 911-
Pilot „Hans Kater“ aus Wiesbaden nicht die geringste Chance - zumal der Noris-Ring eine reine Motorenstrecke ist. Wie aus der Pistole geschossen legte Muir aus der letzten (!) Startreihe einen Bilderbuch-Blitzstart hin und führte schon nach wenigen Metern das gesamte Feld an! Der Australier bot mit dem bulligen und ziemlich unhandlichen Fahrzeug recht eindrucksvolle Leistungen.

Freiherr von Wendt hatte angesichts des mörderischen Tempos, das Muir vorlegte, zeitweise große Mühe, den Respekt-Abstand zu halten. Erst gegen Ende des Rennens - es wurden hier nur 20 Runden gefahren — konnte der Sauerländer dicht aufschließen und mit nur 1,3 Sekunden Rückstand hinter dem Cobra das Ziel passieren. In der 2-Liter-Klasse gab es einen sicheren Sieg von „Hans Kater“ auf Porsche 911 vor seinem Mainzer Markenkollegen Karl-Gregor Auer. Beide Porsche sind von Gerhard Mitter frisiert worden. Die sehr schwach besetzte 1,6-Liter-GT-Klasse entschied der Schweizer Steinemann auf LotusElan-S-2 nach hartem Kampf mit seinem Landsmann Flückiger (Lotus-Elan-S-2) mit nur einer Radlänge Vorsprung für sich. Der Rheinländer Klaus Scholz kollidierte gleich zu Beginn an der ersten Spitzkehre mit dem Wagen von Flückiger und fiel durch Beschädigungen weit zurück. Trotzdem bekommt Lotus-Fahrer Scholz als bestplazierter deutscher Teilnehmer noch 12 Meisterschafspunkte. Der Wertungsstand nach dem fünften Lauf: „Kater“ (Porsche 911) 46 Punkte, Bitter (Abarth 1000 OTS) und Schütz (Porsche Carrera 6) je 36 Punkte.

 

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