Internationales
Noris-Ring-Rennen:
GT: Pech für Schütz!
TW: Schiek jetzt vorn!
Von Rainer
Braun
Rennleiter Gernot
Leistner und der MSC-Nürnberg scheuten keine finanziellen Mittel,
um einen Großteil der europäischen Sportwagen-Elite an den
Start zu bringen. Auch Porsche ließ sich nicht lange bitten. Die
Zuffenhausener kamen schon allein deshalb, weil Abarth einen 2-Liter-Spyder
OT und einen 2-Liter-GT gemeldet hatte. Huschke von Hanstein schickte
für das Sportwagenrennen einen Achtzylinder-Spyder und für
den Grand-Tourisme-Lauf einen 904 GTS. Die Sportwagen-Besetzung war
— wenn man vom 1000-km-Rennen absieht — für Deutschland fast einmalig.
Die Elva-Cars Ltd. erschien mit einem 2-Liter-Elva-BMW, der Sepp Greger
anvertraut wurde. Die John-Willment-Racing-Division war mit dem schnellen
Engländer Chris Williams und einem Lotus-BMW gekommen. Hans Herrmann
fuhr den Abarth-Spyder OT, Gerhard Mitter den Porsche-Spyder. Willi
Martini brachte seinen BMW-Prototyp mit 2-Liter-Triebwerk — diesmal
mit Heinrich Schütz — zum Einsatz. Dazu kamen noch eine ganze Reihe
guter Privatfahrer.
Im Training war Mitter im Achtzylinder-Porsche nur um einige Zehntelsekunden
schneller als Williams im Lotus-BMW. Auch Fischhaber und Hans Herrmann
waren auf Lotus-BMW bzw. Abarth-Sport bis dicht an die Mitter-Zeit herangekommen.
Das Rennen selbst ging über 26 Runden (der Kurs ist 3,94 km lang).
Mitter übernahm sofort die Führung und kam schon aus der ersten
Runde mit klarem Vorsprung zum übrigen Feld. In der dritten Runde
kollidierten Fischhaber und Williams, Herrmann und Greger blieben mit
Motorschäden auf der Strecke. Damit war für Mitter und Porsche
das Rennen gelaufen: Mit neuem Rekord-Gesamtdurchschnitt und einer schnellsten
Runde von 1:30,8 = 156,2 km/h (absoluter Rekord) siegte der Leonberger
mit fast einer ganzen Runde vor dem Schweizer Jörg Wyssbrod/Elva-BMW.
Toni Fischhaber schaffte mit seinem etwas „zerrupften“ Lotus-BMW — allerdings
mit großem Rückstand -
einen vierten Platz. Recht gut hielt sich der Martini-BMW-Prototyp.
Heinrich Schütz aus Hagen wurde zwar nur Letzter, erreichte aber
ganz ordentliche Rundenzeiten.
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Für die Grand-Tourisme- und Tourenwagen (ab 1300 ccm) zählten
die Noris-Ring-Erfolge zur deutschen Rundstrecken-Meisterschaft. Udo Schütz,
der in der GT-Rundstrecken-Meisterschaft mit 24 Punkten vorne lag, und
Rolf Stommelen brachten ihre privaten 904 GTS an den Start. Trainingsschnellster
war Hans Herrmann mit dem Werks-Abarth, aber nur wenig langsamer die beiden
Porsche 904 GTS von Klass und Schütz. Nach einem Bomben-Start diktierte
Schütz für die nächsten Durchgänge das Tempo. Dann
wechselte zum ersten Mal die
Führung: Klass vor Schütz und Herrmann, der konstant an dritter
Stelle lag. In der folgenden Runde kam Schütz nochmals nach vorne,
um jedoch wenig später bis auf den dritten Platz hinter Herrmann
zurückzufallen. Beim Anbremsen der Spitzkehre am Ende der langen
Geraden versagte die Bremse.
Er rutschte in die Strohballen und verlor wertvollen Boden. Durch „Pumpen“
auf der Gegengeraden konnte er dann die Bremswirkung wieder einigermaßen
herstellen, schaffte es aber nicht mehr, den Rückstand zur Spitze
aufzuholen, zumal er ja jetzt aus Sicherheitsgründen die beiden Spitzkehren
und die S-Kurve wesentlich früher anbremsen mußte. Günther
Klass im Werks-904 GTS kam zum sicheren Sieg, Hans Herrmann im Abarth
zum ebenso sicheren zweiten Platz. Doppeltes Pech für Udo Schütz,
weil er eine Woche zuvor auf der Berliner Avus trotz Tagesbestzeit wegen
nicht voll besetzter 2-Liter-Klasse keine Punkte bekommen konnte. Die
Meisterschaftsführung muß er jetzt zunächst an H. D. Dechent
und J. Neerpasch abgeben.
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Da
man bei den Sportwagen- und Grand-Tourisme-Wagenfahrern mit Startgeldern
und Siegesprämien nicht gespart hatte, mußte es natürlich
auch für den schnellsten Tourenwagen-Mann etwas geben. Und es gab
etwas: bare 1000 Mark für die beste Gesamtzeit! Elford schaffte als
Sieger der 1,6-Liter-Klasse 34:16,5 (schnellste Runde 1:46,4 133,3 km/h).
Herbert Schultze (Alfa-Super TI) und Theo Reuter (Lotus-Cortina) wurden
von Elford deutlich geschlagen. Bei den Tourenwagen bis 2000 ccm gewann
Josef Schnitzer klar vor Peter Koepchen und Klaus Miersch (BMW 1800 Tl)
und zeigte dabei unmissverständlich, wer den momentan schnellsten
1800-TI-Motor hat, aber für die 1000 Mark reichte es nicht. In der
Gesamtzeit blieb er acht Sekunden hinter dem Lotus Cortina, nur in seiner
besten Runde war er fast gleichschnell: 1:46,7 = 132,9 km/h!
Jetzt blieb nur noch Manfred Schiek in der großen Klasse über
2500 ccm mit seinem privaten 300 SE übrig — und er schaffte es tatsächlich!
Trotz der Rekordzeiten von Mitter und Klass wurde Schiek zum erklärten
Publikums-Liebling der über 50 000 Zuschauer, als er in einem alles
riskierenden Fahrstil á la Eugen Böhringer die Gesamtzeit
des Engländers um 3 Sekunden unterbot. Und das, obwohl er sich beim
Anbremsen der S-Kurve komplett gedreht hatte und mindestens 5 bis 8 Sekunden
verlor!
In der TW-Rundstrecken-Meisterschaft führt jetzt Manfred Schiek mit
drei Siegen und 36 Punkten.
Für die neue
Rennformel V war am Noris-Ring das erste offizielle Rundstreckenrennen
ausgeschrieben. Porsche brachte 10 Wagen mit und stellte sie einigen Nachwuchsleuten
zur Verfügung. Wenn der Formel V auf den langen Geraden auch etwas
„langsam“ ist, so macht doch ein Rundstreckenrennen mit diesen Autos recht
viel Spaß. Günther Schmitt aus Würzburg gewann den 10-Runden-Lauf
vor Dieter Scheuermann (Erlangen) und Peter Kaiser (Stuttgart). Die schnellste
Runde fuhr Schmitt mit 2:02,3 = 115,9 km/h — die langsamsten 1‚3-Liter-Grand-Tourismes
waren kaum schneller. Also ganz beachtliche Zeiten für die fast serienmäßigen
VW-Triebwerke!
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