Internationales
ADAC-Noris-Ring-Rennen
Diesmal standen nur noch
drei Motorradrennen auf dem Programm. Von ihnen soll an dieser Stelle
nicht die Rede sein. Also dann zu den Wagen: das „Porsche“-Rennen (GTs
bis 1600) hatte schon im Vorjahr Josef Greger nach Hause gefahren. Er
holte sich in Start-Ziel-Manier auch diesmal den Sieg, mußte sich
allerdings (zumindest im ersten Drittel der 19 Runden) mit Manfred Abels
und Herbert Wrobel herumbeißen. Wrobel hatte einen sehr schnellen
Alfa-Romeo TZ an den Start gebracht. Frage: hätte der Wrobel den
Greger noch packen können? Wrobel hielt sich mehrere Runden lang
auf Platz Zwei, mußte dann aber ausscheiden, leider! So sahen
wir Abels auf Platz Zwei und den Stuttgarter Rudolf Götz, der bereits
im Training in die Strohballen gerauscht war, auf Platz Drei. Freude
auch für die Gewinner der Sonderpreise (S 90 und 75): Alfred Knaier
und vor allem den kleinen Amerikaner Jim Smith aus Bitburg.
Die Rennen 7 und 8 (GT bis und über 2,5 Liter) mußten — obwohl
gut besetzt, miteinander gestartet werden. Das war beileibe kein Verschulden
des Veranstalters. Carlo Abarth hatte zwei Abarth-Simca 2000 GT gemeldet
und Hans Herrmann und Colin Davis als Fahrer vorgesehen. So freuten
sich die Nürnberger Motorsportanhänger auf die Auseinandersetzung
mit den Porsche 904 GTS. Und da „nur“ die Privatfahrer Günter Selbach
und Udo Schütz ihren 904 an den Start bringen wollten, schien der
Zweikampf für Abarth ganz aussichtsreich zu sein. Aber dann! Dann
zog doch Porsche einen 904 von Reims ab und meldete ihn mit Herbert
Linge als Fahrer für das Noris-Ring-Rennen. Was geschah? Nichts!
Wirklich nichts, denn Carlo Abarth kam nicht, und seine Wagen auch nicht.
Obwohl doch Hans Herrmann seinen Urlaub in Mallorca unterbrochen hatte!
Manfred Ramminger (von der Avus und von Mainz her in guter Erinnerung)
mußte schon im Training alle guten Hoffnungen begraben. Der Nürnberger
Jedamzik hat seinem Ferrari einige Strohballen vor die Schnauze geschoben.
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Bei den großen Porsche
lieferten sich dann Selbach und Schütz ein feines Rennen. Erst kurz
vor dem Ziel gelang es Selbach, sich mit sieben Sekunden Vorsprung vor
Schütz auf den zweiten Platz zu schieben. Die Sieger freilich standen
von vornherein fest. Herbert Linge vor Selbach bei den GTs bis 2.5 Liter
und Peter Nöcker, Rekordinhaber vom Noris-Ring, auf dem Jaguar „E“
bei den GTs darüber. Seinen Rekord vom Vorjahr konnte er nicht erreichen.
Damals waren es 145,6, diesmal 144,8 km/h. Ein kurzes Gastspiel nur gab
James Graser von der Münchener St.-James-Bar mit seiner Corvette
Stingray. Der Käfer ist für den Noris-Ring doch viel zu weich.
In der fünften Runde war sein Gastspiel beendet.
Mit dem „harten“ Noris-Ring
mußte auch Toni Lanfranchi (England) mit seinem Elva-BMW auf unliebsame
Weise Bekanntschaft machen. Er, der noch am Vortag in Silverstone vor
Brabham eine Rekordrunde gefahren war, hielt ebenfalls nur sechs Runden
durch. Dann war eine Vergaseraufhängung gerissen. Aber sein Chef,
Frank Nicols von den Elva Cars Ltd., hat fest versichert, im nächsten
Jahr wieder dabei zu sein. Auch auf Toni Fischhaber mußte verzichtet
werden, denn er hatte am Gaisberg Totalschaden erlitten. Also war klar:
das Sportwagenrennen würden Greger (Elva-Porsche) und Foitek (Lotus
23) unter sich ausmachen. Da Greger in der fünften Runde mit Getriebeschaden
aufgeben mußte, wurde das Rennen eine klare Sache für Foitek,
dem man nach dem Training ohnehin einen Sieg zugetraut hatte. Er ist jetzt
Inhaber des Noris-Ring-Rekords mit 151,9 km/h! Zu erwähnen ist noch,
daß auch Herbert Linge mit seinem 904 dieses Rennen der Sportwagen
und Prototypen mitfuhr - mit verbreiteter Hinterachse - und erstaunlich
gut damit zurechtkam.
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36
Formel-3-Wagen hatten gemeldet, 16 konnten starten und 7 erreichten das
Ziel. Eine hohe Ausfallquote also! Wahrscheinlich wird diese Klasse (und
hier gibt es, wie man deutlich sehen konnte, einige erstaunliche „alte
Schinken“) im nächsten Jahre am Noris-Ring der Formel 2 Platz machen
müssen. Diesmal noch war Schweden-Meister Picko Troberg mit seinem
Brabham vorn dran, dicht gefolgt allerdings von dem jungen Hans Dieter
Dechent, der wohl auch in Zukunft noch mehr als bisher von sich reden
machen wird. Ein Sonderlob für „Franz Müller“: nach einem längeren
Boxenaufenthalt kämpfte er sich wieder vom letzten auf den vierten
Platz vor. Nach einem erneuten Boxenaufenthalt erreichte er noch Platz
Sieben!
Warum Hans Dieter Dechent nach acht Führungsrunden bei den GTs bis
1300 ccm aufgeben mußte, ist im Schlußapplaus der Zuschauer
untergegangen. Für Kurt Geiss jedenfalls war es das Zeichen, seinen
Abarth-Simca 1300 voll aufzublenden und den anderen zu zeigen, wer jetzt
Chef im Ring ist.
Abschließend: das Noris-Ring-Rennen,
erstmals international ausgeschrieben, war wieder eine ganz große
Sache. Schweizer, Österreicher, Engländer und Schweden lobten
vor allem die Sportbegeisterung der 50.000 Zuschauer. Da wurde mit Beifall
auf offener Szene nicht gespart. Sie sollten wissen: wer in der Stadt
der Zweirad-Industrie startet, auch oder gerade mit einem vierrädrigen
Gefährt, kann der Anerkennung eines sachverständigen Publikums
sicher sein.
Harry
Kluge
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