Junioren-Pokal 1962
2. Lauf, Norisring - 3. Lauf, Neubiberg

Wer auch immer am Sport Kritik üben will, eines muß er für 1962 gelten lassen: die Junioren der Straßenrennfahrer haben in diesem Jahr endlich eine genügende Anzahl Startmöglichkeiten in Aussicht! Ich möchte noch einmal daran erinnern, daß wir am Ende des letzten Jahres gezwungen waren, in einem Artikel („Notstand der Junioren") auf die stiefmütterliche Behandlung dieser Nachwuchsfahrer hinzuweisen, ja, daß wir den Vorschlag machen mußten, für diesen Juniorensport einen Hilfsfond zu schaffen. Dieser Fond „Rennsport-Hilfe", der heute vom Bundesverband der Motorradfahrer e. V., Mülheim/Ruhr, Mergelstraße 42 verwaltet wird, soll dazu dienen, bei allzu wenigen Juniorenrennen, ein zusätzliches Rennen zu finanzieren. Wir waren so weit, daß wir auf eigene Faust das wieder aufbauen wollten, was von den „Großen", den Institutionen für den Sport, vernachlässigt zu werden drohte. Es hat aber wohl doch in diesem Haus vor der Haustüre laut genug geklingelt — heute sind wir froh, daß man diesen Ruf vernommen und verstanden hat! Was zeigt denn der Gang der Weltmeisterschaft? Er zeigt ganz deutlich, daß wir Weltklasse-Fahrer aus dem eigenen Lande nötig haben! Es ist da eine Lücke, die wir schließen müssen. Eine solche Lücke ist aber nur zu schließen, wenn der Nachwuchs genügend Startmöglichkeiten hat, damit ein Mann immer an der Sache dran bleiben kann und vielleicht eines Tages die Reife, das Können, das Gefühl und die innere Ruhe und Festigkeit eines Duke, eines Surtees, eines Taveri, eines Ubbiali bekommt. Wir haben unter unseren Lizenzfahrern hervorragende Leute — aber wir brauchen wieder mehr, die die Intensität, die Härte und das Können, gepaart mit der nötigen Intelligenz und der Konstitution hohen Niveaus für einen Sieg in der Weltmeisterschaft mitbringen. Um einen solchen Erfolg erringen zu können, muß man vom ersten Augenblick an Fahrmöglichkeiten noch und noch haben, vom ersten Moment an, in dem aus dem Entschluß die erste Wirklichkeit wird, in dem man zum erstenmal eine Rennmaschine zu einem Rennen anschiebt!
Nach dem zweiten und dritten Lauf des diesjährigen Juniorenpokales sollte man ruhig einmal eine Zwischenbilanz ziehen und versuchen, das Niveau unseres Nachwuchses zu ergründen. Fahrerisch haben wir da einige sehr gute Leute, die sich vor allem bemühen, ohne Verrenkungen, ohne Kinkerlitzchen einen sauberen Strich zu fahren und die wissen, daß Ruhe und Routine mehr wert sind, als Draufgängertum. Man kann ein Draufgänger sein, aber man darf es nur sein, wenn man dazu innere und äußere Beherrschung mitbringt! Sehr vielen jungen Fahrern ist noch ein wenig zu viel Hitze anzumerken. Sie fahren hart, hektisch, eckig und manchmal ahnungslos gefährlich — in gleichen Situationen würde aus reiner Erfahrung, aus überlegener Ruhe und nie verlorengehender Konzentration ein Gary Hocking sogar das Gas zugedreht haben! Dieses Hektische, Aufgeregte, Nervöse und Um-jeden-Preis — das muß aus unseren Junioren noch raus. Es geht nicht raus, wenn sie zu wenig fahren können! Wenn sie zu wenig Erfahrungen sammeln können. Solche Er¬fahrungen sind manchmal verteufelt hart, aber sie müssen sein. Einmal glaubt ein „Wuider" sonst nicht, wie eckig er fährt, und zum anderen würde er etwas Besseres nie zu erlernen versuchen und schließlich zu seinem und der anderen Besten praktizieren. Man muß es sehen und erkennen lernen, ob ein gewagter Endspurt tatsächlich noch etwas bringt oder nicht —! Man muß lernen, Mut. Härte und Schneid im richtigen Moment einzusetzen und diesen Einsatz elegant zu machen und nicht als Berserker herumzubolzen!
Technisches und handwerkliches Können ist bei den Junioren zum Teil erstaunlich! Das ist mehr als erfreulich. Eine schnelle Maschine für Geld kaufen — das kann jeder, aber eine alte Maschine mit eigenen Mitteln schnell erhalten, dazu gehört mehr! (Es fragt sich noch, was teurer ist!) Siehe die 350er DKW-Twin, wassergekühlt, von Manfred Gackle, Simmozheim, oder gar die alte 1938er Exelsior-Manxman aus dem Bremer Raum und der Alchimistenküche Günter Warnekes, die in diesem Jahre Wilhelm Burkert aus Bassum fährt, und mit der er in Neubiberg in der 350er-Klasse sogar den vierten Platz halten konnte! Es ist unmöglich, alle diese zum Teil genial, abenteuerlich oder phantasievoll gebauten Maschinen zu erwähnen. Aber man muß einmal sehen, was da zum Teil aus längst vergessenen uralten Werksrennern neu zum Leben erwachte! — Wir können nicht genug Juniorenrennen haben, damit die Jungens auch in diesem Handwerklichen und in diesem Technischen mehr und mehr lernen! Wir brauchen Leute dieses Könnens noch mehr als Leute, die nur fahren! Woher hat Ernst Degner wohl seine Zwei-takt-Kenntnisse? Bestimmt nicht aus dem Schulbuch. Und wohin haben diese Kenntnisse, seine praktischen Fähigkeiten und seine Fahrkunst ihn jetzt gebracht? Laßt die Junioren nicht nur fahren — lehrt sie auch entwerfen, schlossern, konstruieren — dann ist das ein rundes Ding.


Auf dem Norisring waren am 1. Juli in allen Klassen 13 Runden ausgeschrieben. Bei 3,98 km Streckenlänge waren das jeweils runde 51 Kilometer Renndistanz. Veranstalter war der Motorsport-Club, Nürnberg, Rennleiter der frühere Geländefahrer Gernot Leistner. Über 250 Nennungen waren dort und auch in Neubiberg am 8. Juli natürlich eingegangen, und so mußten die Veranstalter am Sonnabend vorher Vorläufe starten, um für das Hauptrennen am Sonntag die 25 besten Fahrer je Klasse auszusuchen. Mehr Starter waren aus versicherungstechnischen Gründen im Hauptrennen nicht möglich. Aber auf diese Art und Weise hatte jeder Gelegenheit, wenigstens einmal zu fahren, und man ersparte sich das wenig dankbare Geschäft der Absagen-Versendung. Nur müßte mehr Zeit zum Training erübrigt werden können — vielleicht schon am Freitagnachmittag. Denn wo sollen die Fahrer sonst ihre Maschinen richtig ausprobieren und einstellen können? Eine halbe Stunde Training ist zu wenig — auch aus Sicherheitsgründen! Das gilt übrigens für alle Junioren-Rennen — die, die schon gewesen sind und die, die noch kommen! Mehr Zeit für Training! und wenn's morgens um fünfe losgehen muß! —

Die 50 ccm-Klasse stand am Norisring im Zeichen eines ziemlich weit auseinandergezogenen Feldes mit vielen Überrundungen. Die von der Zweiradunion gefertigte und an den Fahrer Zörnig verkaufte (?) Drehschieber-Zweitakt-Maschine und ebenso die unter Ing. Wolf der gleichen Firma entstandene Maschine (also auch hier Werksbeteiligung im Juniorenpokal!) kamen nicht recht zum Zuge. Radl stürzte im Training mit dem Wolfschen Renner. Zörnig erreichte im Rennen den sechsten Platz. Dafür aber wurde Dietrich Gedlich aus Rüsselsheim auf seiner Eigenbau-Kreidler (sie ist keine Werksmaschine, wovon wir uns überzeugen konnten, nachdem wir ursprünglich dieser Annahme waren!) im Rennen Zweiter und sicherte sich sehr schöne Punkte vor Walter Röder, Iptingen (Kreidler) und Peter Kauer, Bischofsheim (Kreidler). In Neubiberg am nächsten Sonntag hatte Gedlich schwer Pech. Auf diesem ebenfalls knapp 4 km langen Flughafenkurs hatte er im Training Ärger mit den Kolbenringen. Beim Start zum Hauptrennen blieb der Motor stehen — abgesoffen! Es dauerte einige Augenblicke, bis Gedlich ihn wieder zum Laufen brachte und als letzter losfuhr. Nach vier Runden hatte er aber wieder Schwierigkeiten und schied aus. Dafür gab es nun um den zweiten Platz einen spannenden Kampf zwischen Albert Beirle, Rommelshausen (Kreidler) und Walter Däuwel, Kaiserslautern (DKW), der schließlich von Beirle gewonnen wurde. Vierter wurde hier Zornig auf der Drehschieber-Maschine der Zweirad-Union. Daß Rotermundt, Nürnberg, auf dem Norisring und in Neubiberg mit dem in das 1961er-Werksfahrwerk eingebauten diesjährigen Weltmeisterschaftsmotor von Kreidler (ja, der mit 12 Gängen) natürlich konkurrenzlos und leicht Sieger wurde und die schnellsten Runden fuhr, will der Chronist der Ordnung halber noch erwähnen.

Norisring:
Klasse bis 50 ccm:

1. Horst Rotermundt-Nürnberg (Kreidler) 32.06.6 = 95,9 km/h;
2. Dietrich Gedlich-Rüsselsheim (Kreidler) 33.43.9;
3. Walter Röder-lptingen (Kreidler) 34.37.6;
4. Peter Kauer-Bischofsh. (Kreidler) 1 Runde zurück;
5. Claus Norheimer-Ludwigshafen (Amor Spec.) 1 Runde zurück
und 9 weitere Fahrer.


Neubiberg:
Klasse bis 50 ccm:
1. Horst Rotermundt-Nürnberg (Kreidler) 30:01,4 = 96;0 km/h;
2. Albert Beirle-Rommelshausen (Kreidler) 30:50,4;
3. Walfer Däuwel-Kaiserslautern (DKW) 31:06,1;
4. Dieter Zörnig-Nürnberg (DKW);
5. Volker Kramer-Marbach (Eigenbau) u. a.

Stand des Juniorenpokales:
Rotermundt 30 P.,
Gedlich 16 P.,
Beirle/Kauer je 14 P.,
Däuwel 12 P.,
Räder 9 P.,
Zornig 8 P.

Der Flughafen-Kurs auf dem Bundeswehrflugplatz von Neubiberg am südlichen Stadtrand von München bietet mit seinen Landebahnen eine wunderbare Strecke. Frei von jedem seitlichen „Hindernis", weit zu übersehen und ausbaufähig. So hatten Otto Sensburg und seine treuen Helfer durch eingebaute Schikanen sehr schöne Kurvenfolgen bauen können, die fahrerisch allerhand verlangten. Daß die Bundeswehr diesen Platz für den Motorradsport schon im letzten Jahr, sogar die Hallen und viele andere technische Einrichtungen, Fahrzeuge und Personal zur Verfügung stellte, ist m. E. bis jetzt einmalig in der Bundesrepublik. Wir stehen nicht an, dies besonders anzuerkennen, denn alles ist im Augenblick gut, was unserem Nachwuchs nützen kann! Hier hat Otto Sensburg wieder etwas Gutes auf die Räder gestellt. Der Otto ist eben einmalig!

Aber auch der Veranstalter auf dem Norisring tat sein Bestes. Die Rennen folgten Schlag auf Schlag pünktlich nach Programm und Uhr. In der Klasse bis 125 ccm dominiert bis jetzt Richard Thomas, München, auf dem ersten Platz mit seiner wunderbaren Doppelnocken-Ducati. Auf dem Norisring schien sein Sieg nicht gefährdet, jedoch mußte er in Neubiberg bis zur sechsten der insgesamt zwölf Runden hart gegen seine Verfolger Hans Schuster, München (MV), Werner Eser, München (Ducati), und Walter Kaletsch, Marburg (Mondial) kämpfen. Bei diesem Kampf kam einmal Schuster, und einmal Werner Eser auf den ersten Platz. Schließlich hatte Thomas aber die erste Position im Rennen endgültig erobert. Und damit führt er auch in der Punktetabelle des Juniorenpokales. In der fünften Runde an zweiter Stelle liegend verpaßte schließlich Werner Eser eine Schikane, überschlug sich und schied aus. Er stand unverletzt auf. Es ist schade, daß die vielen 125 ccm-Hondas nicht richtig gehen wollen, wir alle hatten uns vor Jahresfrist damals durch die käufliche Rennsport-Maschine viel für den Juniorenpokal versprochen, aber leider fehlt es da noch an irgendeiner Schraube, sie wurde nicht ganz fertig entwickelt. Erstaunlich gut geht die DKW von Petzinger, München, mit der er auf dem Norisring und in Neubiberg jedesmal den vierten Platz herausfuhr.

Norisring:
Klasse bis 125ccm:

1. Richard Thomas-München (Ducati) 27.34,4 = 111,5 km/h;
2. Werner Eser-Augsburg (Ducati) 28.25.6;
3. Walter Kaletsch-Marburg (Mondial) 29.16.6;
4. Hans Petzinger-München (DKW);
5. K. H. Sondergeld-Solingen (NSU) 1 Runde zurück
und 13 weitere Fahrer.


Neubiberg:
Klasse bis 125 ccm:
1. Richard Thomas-München (Ducati) 26:57,5 = 106,8 km/h;
2. Walter Kaletsch-Marburg (Mon-dial);
3. Hans Schuster, München (MV Agusta);
4. Hans Petzinger-München (DKW);
5. Herbert Mann-Bayreuth (DKW) u. a

Stand des Juniorenpokals:
Thomas 28 P.,
Kaletsch 24 P.,
Sondergeld 12 P.,
Eser 8.


Die 250 ccm-Klasse zeigte bis jetzt allerhand Wechsel in der ersten Position. Am Norisring hatte Erich Waldmann das Pech, daß seine Maschine in der ersten Runde wegen Überfettung stehenblieb und einen Schlenker machte. Bis Waldmann die Adler wieder in Gang hatte, war das Feld auf und davon. In toller Jagd schaffte er bis ins Ziel noch den 9. Platz. Aber Punkte für den Pokal gab das nicht mehr. Helmut Henninger auf einer luftgekühlten Adler (!) hielt nun die Spitze, hinter ihm gab es zeitweilig ein Duell zwischen Ewald Ehret, Freiburg (NSU) und Helmut Lünemann, Berlin (Adler) um den zweiten Platz. In der Reihenfolge Henninger, Ehret, Lünemann ging der Kampf aus. Ein schöner Erfolg für Henninger. In Neubiburg galt es also für Waldmann, wieder verlorenen Boden zurückgewinnen. Nachdem Albert Hund, Stadelhofen (NSU), das Feld zwei Runden anführte (er fährt übrigens einen sehr ruhigen und ausgeglichenen Stil!), kam Waldmann nach vorn. Diesmal gab es keine Überraschungen, und der Sieg blieb bei ihm. Hinter ihm kämpften Ehret, Lünemann und Hund um den zweiten und dritten Platz. Nach der 11. Runde kam Ehret nicht mehr vorbei, und in der letzten Runde sondierte sich die Reihenfolge Waldmann, Hund, Stoffel (Trier, Adler), Mann (Bayreuth, DKW) und Lünemann.

Norisring:
Klasse bis 250 ccm:

1. Helmut Henninger-Karlsruhe Adler) 25.58.2 - 118,4 km/h;
2. Ewald Ehret-Freiburg (NSU) 26.00.1;
3. Helmut Lünemann-Berlin (Adler) 26.09.7;
4. Werner Eser-Augsburg (Ducati) 26.22.8;
5. Günther Stoffel-Trier (Adler) 26.32.1 Runde zurück
und 14 weitere Fahrer,


Neubiberg:
Klasse bis 250 ccm:
1. Karl-E. Waldmann-Ennepetal-Voerde (Adler) 25:40,5 = 112,1 km/h;
2. Albert Hund-Stadelhofen (NSU);
3. Günther Stoffel-Trier (Adler);
4. Herbert Mann-Bayreuth (DKW);
5. Helmut Lünemann-Berlin (Adler) u. a.

Stand des Juniorenpokals:
Hund 18 P.,
Ehret 16 P.,
Waldmann 15 P.,
Lünemann 14 P.,
Henninger/Stoffel je 10 P.


Strecken, in denen sich mehrere Kurven befinden und mehrere Möglichkeiten, durch gute Beschleunigung Boden gut zu machen, scheinen Horst Ebert, Grein (AJS) zu liegen. Auf dem Norisring und in Neubiberg holte er sich jeweils den Sieg der 350 ccm-Klasse. Zweiter wurde hinter ihm in Nürnberg Willy Kern, Mannheim (Norton) und in München Theodor Apel, Kaiserslautern (Norton). Manfred Gackle mit seiner sagenumwobenen DKW hatte auf dem Norisring Schwierigkeiten mit dem Antriebsritzel und in Neubiberg kam er nach der 8. Runde nicht mehr vorbei, nachdem er bis dahin sicher den zweiten Platz gehalten hatte. Pech! —

Norisring:
Klasse bis 350 ccm:

1. Horst Ebert-Grein (AJS) 25.18.4 = 121.4 km/h;
2. Willi Kern-Mannheim (Norton) 25.26.5;
3. Theodor Apel-Kaiserslautern (Norton) 25.40.1;
4. Ferdinand Matham-Helmbrechts (AJS) 26.08.1;
5. Heinz Volk-Mannheim (AJS) 26.38.4
und 20 weitere Fahrer.

Neubiberg:
Klasse bis 350 ccm:
1. Horst Ebert-Grein (AJS) 25:28,0 -113,0 km/h;
2. Theodor Apel-Kaiserslautern (Norton) 25:37,3;
3. Karl Weißenberger-Frankfurt (Norton) 25:49,6;
4. Wilhelm Burkert-Bassum (Excelsior-Manxmann) 26:06,3;
5. Hans Schuster-München (NSU) u. a.

Stand des Juniorenpokals:
Apel 24 P.,
Ebert 20 P,
Kern 16 P.,
Mathan (Helmbrechts, AJS) 10 P., Gackle 8 P.



 

Höhepunkt auf dem Norisring und in Neubiberg war zweifellos die 500 ccm-Klasse. Am Norisring waren es Horst Seidl, Nürnberg, mit einer alten Langhub-Norton, deren Zylinderkopf aus der Zeit Ray Amms stammt, und Lothar Arends, Hohenecken (BMW-RS, die Maschine, die in diesem Jahre Ernst Hiller aus Holland gekauft, aber dann an Arends weitergegeben hatte). Diese beiden lieferten sich ein mitreißendes Duell über das ganze Rennen hin. Am Einlauf zur Zielgeraden über die dortigen Wellen nahm dieser Kampf oftmals gefährliche Formen an, wenn Arends' RS dort mit der Lenkung ins Pendeln kam und Seidl neben oder hinter ihm lag. Schließlich siegte Arends mit einer Sekunde Vorsprung vor Seidl. Sollte sich dieses Duell in Neubiberg wiederholen? Der Kurs lag der Langhub-Norton wohl nicht so sehr, denn der Kampf fand hier in ebenso mitreißender Form zwischen Arends, Hans Wiederhold, Kassel (Norton) und Hartmut Allner, München (BMW-RS) statt. Diese drei Fahrer wechselten laufend die Positionen, bis schließlich Allner in der vorletzten Runde in einer Schikane stürzte und ausschied. (Er verletzte sich kaum und ist inzwischen wieder fit!) Toll, wie die Norton Wiederholds ging! Arends aber ging hier wieder als Sieger aus dem Kampf hervor. — Der Sieger von Hockenheim, Alfred Stöcker, Ingolstadt (BMW) fiel auf dem Norisring mit Motorschaden aus. Beim Training in Neubiberg hatte er wieder Motorschaden, aber Ludwig Hahn lieh ihm einen Reservemotor. Von der letzten Startposition konnte Stöcker sich bis auf den dritten Platz vorarbeiten!! —

Norisring:
Klasse bis 500 ccm:

1. Lothar Arends-Hohenecken (BMW) 24.18.0 = 126,3 km/h;
2. Horst Seidl-Nürnberg (Norton) 24.19.0;
3. Rolf Fenker-Zarpen (Norton) 24.55.0;
4. Hans Wiederhold-Kassel (Norton) 25.29.4;
5. Karl H. Maubach-Bad Godesberg (Triumph) 25.35.1
u. a.


Neubiberg:
Klasse bis 500 ccm:
1. Lothar Arends-Hohenecken (BMW) 24:46,4 = 116,2 km/h;
2. Hans G. Wiederhold-Kassel (Norton) 24:52,8;
3. Alfred Stöcker-lngolstadt (BMW) 25:11,8;
4. Hermann Klein-Hechtsheim (Norton) 25:18,0;
5. Horst Seidl-Nürnberg (Norton) u. a.

Stand des Juniorenpokals:
Arends 26 P.,
Seidl/Stöcker je 16 P.,
Wiederhold 15 P.,
Fenker (Zarpen, Norton) 9 F.


Die Klasse der Seitenwagen sieht zwei Erzrivalen in ihrer Gemeinde: Ludwig Hahn/Philipp Krischbaum, Frankfurt (BMW-RS) und Hans Waliszewski/Herbert Eggert, Hamburg (Horex-Imperator-RS). Diese beiden Gespanne lieferten sich auf dem Norisring und besonders in Neubiberg einen harten und zähen Zweikampf. In Nürnberg waren Hahn/Krischbaum souverän Sieger, während Waliszewski/Eggert sich mit den Brüdern Huber, Wasserburg (BMW) um den zweiten Platz rauften und ihn für sich eroberten. Aber in Neubiberg gab es ein äußerst hartes Duell, das in den Schikanen und Kurven stets an der Grenze des Möglichen ausgetragen wurde. Hierbei mußte sich das Gespann Waliszewski/Eggert wohl derart in ihrem Drang, Hahn/Krischbaum noch im Ziel zu überholen, gesteigert haben, daß sie die Kontrolle im Endspurt über die Situation etwas verloren. Als Waliszewski 100 m vorm Ziel aus dem Windschatten Hahns ausscheren wollte, kam es zu einer leichten Berührung der beiden Gespanne. Hahn merkte davon überhaupt nichts und fuhr als Sieger über die Linie. Die Horex von Waliszewski aber schoß in die Gegend, Waliszewski flog runter, die Maschine überschlug sich auf dem Grünstreifen und kam ganz knapp zum Glück noch vor den abgestellten Fahrzeugen und Funktionären zum Stehen. Eggert aber — wie es meistens den Bei¬fahrern in solchen Fällen geht — war hart auf die Bahn aufgeschlagen und wurde mit einer Platzwunde und einer Gehirnerschütterung abtranspor-tiert. (In diesen Tagen wird er aber wieder aus dem Krankenhaus entlassen!) Nicht so hitzig, liebe Jungens! Die Übersicht nicht verlieren! Das war ein weniger schönes Ende des Rennens, aber die Junioren kommen nun einmal auch um solche Erfahrungen nicht herum.


Norisring:
Klasse Seitenwagen:

1. Hahn/Krischbaum-Frankf. (BMW) 26.19.0 = 116,8 km/h;
2. Waliszewski/Eggert-Hamburg (Horex) 26.29.3;
3. Huber/Huber-Wasserburg (BMW) 26.30.4;
4. Wolf/Rauhaus-W.-Langerf. (BMW) 27.43.2;
5. Strasburger/Braschohs-Rheidt (BMW) 28.12.8 u. a.

Neubiberg:
Motorräder mit Seitenwagen:
1. Ludwig Hahn-Frankfurt a. M. (BMW) 26:05,1 = 111,1 km/h;
2. Fred Huber-Was¬serburg (BMW) 26:44,7;
3. August Wolf-Wuppertal (BMW) 27:19,3;
4 Herbert Gliesche-Sundern (Norton) 72:43,2;
5. Willi Kramer-Dortmund (Norton) u. a.

Stand des Juniorenpokals:
Hahn/Krischbaum 30 P.,
Wolf/ Schmidt (Wuppertal, BMW) 17 P.,
Waliszewski/Eggert 16 P.,
Huber/Huber 14 P.,
Selbmann/Jonas (Bad Godesberg, BMW) 11 P.


Die nächsten beiden Läufe um den Juniorenpokal sind beide am 29. Juli. Einmal im Bremerhavener Fischereihafen, wohin wohl meist die norddeutschen Fahrer kommen werden, und einmal beim Ruselbergrennen in der Nähe von Deggendorf (Bayern).


Klacks




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